artflechte
Ich komme nunmehr zur Bartflechte. Nach ärztlicher Meinung hat der Fettmangel
die Haut spröde und empfänglich für die Infektion gemacht. Und daher die Massenverbreitung
der Flechte. Dasselbe gilt von der Politik. Sie beruht
aber nicht auf Fettmangel, sondern auf dem fehlenden Alkoholgenuß. Die Mediziner
haben früher ein mokantes Lächeln aufgesteckt, wenn von Bouillon die Rede war;
sie hat ja keinen Nährwert; die Herren fuhren mit ihren Kalorien so einher wie
die Bauern mit dem Mistwagen. Bis sich eines Tages herausstellte, daß man auch
Appetit zum Essen haben müßte und daß die Speisen etwa nach Bouillon besser
verdaut würden, was man als Mediziner bis da nur nebenamtlich zu wissen brauchte.
(Die Herren haben auch mehr zu tun als sich darum zu kümmern. Sie sind mit den
Vorbereitungen zum Ärztestreik und Gegenstreik vollauf beschäftigt und sollen
den genialen Plan gefaßt haben, die Kranken einfach aussterben zu lassen; dann
bleiben nur die Gesunden übrig.) Man erkennt jetzt auch die Bedeutung anderer
Stoffe. Ich halte die politische Erregung Deutschlands
für eine Alkoholabstinenzerscheinung. Die Massen
erhalten verfälschte Nahrung und verfälschtes Bier, dazu keinen Schnaps. Den
trinken die höheren Klassen, daher die konservative und liberale Gesinnung.
Wer keinen Schnaps hat, nimmt zur Politik seine Zuflucht. (Keineswegs um Schnaps
zu erlangen, sondern als Schnapsersatz.) Der Fusel und die Politik vertreten
sich gegenseitig. Die Hirne sind leer, blutlos, der Rausch wird gebraucht. In
Deutschland hat man seit Jahrhunderten exzessiv gesoffen; es war vorauszusehen,
daß im Fall einer wirksamen Blockade hier eine Revolution ausbrechen würde.
Es ist entschieden unrecht und nicht symptomatisch, daß an der Spitze des geschlagenen
Deutschland etn Sattlergeselle steht, höchstens um zu zeigen, daß auch das Leder
völlig fehlt und daß einem Sattler sogar in vorgerücktem Alter nichts weiter
übrig bleibt, als Präsident der deutschen Republik
zu werden. Aber besser wäre doch ein Budiker. -
(poot
)