Balsam  „Es ist ein Balsam", sagte Don Quijote, „von dem ich das Rezept im Kopf habe, bei dem man den Tod nicht zu befürchten hat und bei dem der Gedanke, an einer Verwundung zu sterben, gar nicht aufkommen kann. Wenn ich ihn also bereite und ihn dir übergebe, Sancho, so hast du nichts weiter zu tun, als daß du, wenn du mich bei irgendeinem Kampf mitten auseinandergehauen siehst, wie das gar oft zu geschehen pflegt, mir die eine Hälfte des Körpers, die zu Boden gefallen ist, sachte und mit großer Fürsicht, ehe das Blut gerinnt, an die andre Hälfte, die im Sattel geblieben, ansetzest, wobei du achthaben mußt, sie genau und richtig aneinanderzufügen; unverzüglich gibst du mir zwei Schluck und nicht mehr von besagtem Balsam zu trinken, und du wirst sehen, gleich bin ich so gesund wie ein Fisch."  - (don)

Balsam (2)  »Als der Hexentrank (er kann nicht anders bezeichnet werden) gebraut war, befahl die Äbtissin mich zu sich. Ich wurde gebeten, die Kiefer des Prinzen aufzuhalten, während sie das schreckliche Gebräu durch seine Kehle goß. Der unglückselige Junge war so schwach, daß die Operation ganz einfach verlief, obwohl ich nicht sagen kann, daß mein eigenes Gewissen völlig ruhig war. Tief in meinem Herzen fühlte ich, daß der sündige Balsam nie in eine christliche Gemeinschaft hätte eingeführt werden dürfen; nichtsdestoweniger hätte ich nie gewagt, der Äbtissin, deren machtvolle Persönlichkeit stets meinen Willen lahmte, nicht zu gehorchen.

»Nachdem Theutus Zosimus den letzten Tropfen des Gebräus wohl oder übel geschluckt hatte, fing es in ihm ganz schrecklich an zu zucken. Der leicht amüsierte Ausdruck auf dem Gesicht von Dona Rosalinda war ein weiterer Beweis für ihre herzlose Seele.

»Ohne Zweifel verhinderte der schwache Zustand und die keineswegs männliche Natur des Prinzen die gewohnten Begleiterscheinungen. Anstatt durch die Zimmerdecke zu schießen, wie es die Äbtissin ohne Zweifel gehofft hatte, lag der Prinz einfach auf dem Bett, gestikulierte schwach mit den Armen und quakte wie eine Ente auf dem Sterbebett. Der unglückliche Prinz sah die Äbtissin mit blutunterlaufenen Augen an und behauptete, er sei in eine weibliche Nachtigall verwandelt worden, die für ihr Männchen singt. In seiner Geistesverwirrung hatte sich der Prinz gewissermaßen in einen Vogel verwandelt. Nach einer Zeit, die unendlich lang schien, hatte Theutus Zosimus endlich Kraft gesammelt und erhob sich von der Liege. Er flatterte mit den Armen und rannte quakend die Stufen zum Observatorium hinauf, dicht gefolgt von der Äbtissin und mir. Selbst wenn wir es gewollt hätten, zweifle ich, ob wir Zeit genug gehabt hätten, das tragische Ende des Experiments der Äbtissin zu verhindern. Mit starren Augen und schäumendem Mund kletterte Theutus Zosimus auf die Brüstung, die das Observatorium umgab. Dann, mit dem Schrei, er sei die Königin der Nachtigallen, stürzte er neunzig Fuß tief in einen gewaltsamen Tod.  - (hoer)

 

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