admethode  Nachdem er einen der elastischen Brausenschläuche sozusagen über den Kopf von Isabelle de Guerray gehalten und vorwärts und rückwärts gelenkt hatte, drehte er jetzt einen Hahn auf, genauer gesagt, halb auf: lauwarm, Tropfen um Tropfen trat das Wasser heraus und fiel in gleichmässigem Takt genau auf den rechten Unterarm der Halbweltdame. Dann rann das Wasser in den Handteller, sickerte durch die gespreizten Finger, verschwand in den Falten des klitschnassen Unterrocks und bildete schliesslich eine Lache auf dem Parkett.

- Da, sagte Juve, da sehen Sie, was passiert ist. Durch das Mittel der Angst wurde Isabelle de Guerray umgebracht, indem man sie glauben machte, sie verliere ihr Blut!...

Der Kommissar riss vor Staunen weit die Augen auf. Juve sprach weiter:

- Es besteht gar kein Zweifel, es handelt sich hier um die Methode mit dem Bad ... nur verbessert, vervollkommnet, wenn ich so sagen darf...

Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, denn er war überglücklich, die Entdeckung gemacht zu haben, und erklärte:

- Sie wissen doch, Herr Kommissar, dass es schon vorgekommen ist, dass man Leute durch Angst umbrachte, indem man sie mit verbundenen Augen in ein Bad tauchte und gleichzeitig vorgab, man habe ihnen gerade die Pulsadern aufgeschnitten! Wenn die Betreffenden nicht davon überzeugt sind, dass sie belegen wurden, fühlen sie, dass ihre Kräfte langsam schwinden und ihre Schwäche zunimmt, und wenn dann die für das Ausbluten normale Zeit verflossen ist, passiert es häufig, dass es bei übermässiger Erregung zum Herzstillstand kommt und der Tod eintritt.

Man kann auf diese Weise vor Angst sterben, und dies auf die einfachste Art von der Welt...      ^

Der Mörder von Isabelle de Guerray hat, und das können Sie mir glauben, aus mir unbekannten Gründen sein Opfer nicht brutal umbringen wollen, er hat die Frau gefesselt und ihr weisgemacht, er schneide ihr eine Ader auf ... dann hat er auf ihren Unterarm lauwarmes Wasser tröpfeln lassen ... diese Tropfen haben dann nach und nach den Unterrock der Unseligen durchnässt, sie hat gespürt, wie ihr Kleidungsstück immer nasser wurde und hat es für ihr Blut gehalten; ihre Erregung wurde immer stärker, und es trat der Augenblick ein, wo sie gestorben ist,... gestorben vor Angst, wie ich soeben schon zu sagen die Ehre hatte ...    - Pierre Souvestre & Marcel Allain: Fantômas: Mord in Monte Carlo. Berlin 1986 (zuerst 1911)