acchus   Ein Schweigen trat ein. Der dunkle junge Prinz beugte sich vor, legte den Arm auf den Tisch, das Kinn auf die Hand gestützt, und sah den alten Mann an. Diese Bewegung hatte so viel von der Katze, die er bei sich hatte, an sich, daß es Augustus fast erschreckte. »Ja, ich bitte um Nachsicht«, sagte er, »es hat mich ein wenig gelangweilt, denn ich denke, als Erzählung war deine Geschichte zu lang, und selbst jetzt hat sie kein Ende. Wollen wir sie heute nacht zu Ende bringen.«

Er füllte sein Glas und trank es halb leer. Dann, mit einer lässigen Bewegung, als hätte er zu viel getrunken, um eine heftigere Anstrengung zu machen, schwippte er das Glas über den Tisch, dem alten Herrn ins Gesicht. Der Wein lief über den scharlachroten Mund und das gepuderte Kinn. Das Glas rollte dem Alten in den Schoß und fiel von dort zu Boden, wo es zerbrach.

Der junge Mann mit den blonden Locken schrie auf und sprang hoch. Mit einem kleinen Spitzentaschentuch versuchte er, den Wein von dem Gesicht des andern abzuwischen, als wäre es Blut. Doch der dicke alte Mann schob ihn weg. Einen Augenblick lang war sein Gesicht ganz unbeweglich, wie eine Maske. Dann begann es zu erglühen zu einem fremdartigen triumphierenden Leuchten. Unmöglich, zu sagen, ob sein Gesicht nun wirklich unter der Schminke rot wurde, doch es zeigte plötzlich, was die Schminke hatte vortäuschen sollen: den Ausdruck erhöhter einfacher Lebenskraft. Er hatte alt ausgesehen, während er seine Geschichte erzählte. Jetzt wirkte er wie lauter Jugend oder Kindheit. Da sah Augustus erst, wem er eigentlich ähnelte: Er hatte insgeheim die sanfte Fülle und große Macht wie die alten Statuen des Bacchus. Die Atmosphäre des Zimmers schien überstrahlt von seinem Leuchten, als hätte sich der alte Gott mit eins, weinlaubgekrönt, den Sterblichen geoffenbart. Er nahm ein Taschentuch und tupfte sorgsam seinen Mund damit, dann, das Tuch vor Augen, sprach er mit leiser, freundlicher Stimme, so wie ein Gott mit menschlichen Wesen gesprochen hätte, eingedenk seiner natürlichen Stärke, die sie nicht aushalten könnten. - (blix)

Bacchus (2)

Bacchus (3)

Silen (oder Bacchus) mit Satyrn

- Peter Paul Rubens

Bacchus (4)

 - Agostino Carracci

 

Götter Wein

 

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