usgang   Er fuhr noch langsamer. Die Tunnelstraße war so gerade, daß er fast nicht auf das Lenken zu achten brauchte. Auf diese Weise blieb das Ende des Tunnels ganz gleichmäßig im Bild, sich kaum merklich vergrößernd. Es hatte einige Zeit tatsächlich etwas von einem Bild, dermaßen unräumlich wirkte, was sich dort an dem Lichtloch im großen Schwarz zeigte (der Tunnel war nicht beleuchtet, und er hatte auch die Scheinwerfer nicht eingeschaltet, hatte angesichts des fernen hellen Flecks völlig darauf vergessen, und das schien niemanden sonst im Auto zu stören, sie hatten sämtlich nur ein Auge für eins).

Daß es dort hinten hinaus ins Freie ging, war das nicht vielleicht sogar nur eine Täuschung? So starr erschien das Bild des Ausgangs, auch so künstlich, mitsamt dem gar nicht dämmrigen, vielmehr sonnenhellen Licht, daß es in ihren Augen, und das bis kurz vor dem Durchsein, ein Teil des Stollens war. Ein Miniatur-Dia, grellfarben, überbelichtet, stand da vor ihnen auf eine sonst vollständig finstere Fläche projiziert, etwas wie ein Blattgrünflimmern und ein Fels flankenrotgelb.

Und für einen sehr langen Augenblick gab das dann den Eindruck, sie führen überhaupt nicht mehr, kämen nicht mehr von der Stelle, ja, seien sogar aus dem Raum geraten, würden höchstens noch zum Schein ein bißchen gerüttelt, und gleich käme das Aus — welches Aus? — das Aus.

Und seltsamerweise verstärkte sich der Eindruck oder die Halluzination noch mit dem schließlich doch mählichen Sich-Vergrößern des Tunnelausgangsbilds. Größer und immer größer bewegte sich die kunterbunte Fläche auf sie zu, in der selbst aber rein gar keine Bewegung erschien. Schon zeichneten sich da Büsche und endlich auch Gräser ab, wie überdeutlich ausgeleuchtet, lebensechter als lebensecht, und dazu noch wie in Überlebensgröße. Bloß blieben alle diese Einzelheiten starr. Wo war man? War man überhaupt noch wo? Warum fuhr niemand sonst in dem Tunnel, kam ihnen auch kein einziges Auto entgegen?

Und das Loch nahm nun beinah schon die ganze Bildfläche ein, genauso starrendbunt wie am Anfang. »Böse Passage«, erinnerte er sich, war einst in den Epen eine Bezeichnung für einen Kampf mit fast sicherem Tod. Und zugleich war das jetzt großartig. Zu seiner Überraschung fand er, wie schon am Morgen, wieder nichts dabei, zu beschleunigen. Hinein!   - Peter Handke, In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus. Frankfurt am Main 1999 (st 2946, zuerst 1997)

Ausgang (2)  Er rannte zum Ausgang der Höhle, der bewacht war von Idolen, auch sie von ihm gemeißelt aus Materialien der Finsternis. Das Idol mit den Bocksohren, Mistelhaaren und Früchtebrüsten. Er berührte die Brustwarzen, und man ließ ihn vorbei. Das Idol der vierundzwanzig Teufel ... verwitwet, verschnitten und ehrbar. Er grüßte mit einer Verneigung, und man ließ ihn vorbei. Die grün-geile Frau, Maribai, Weberin des unfruchtbaren Speichels. Er gab ihr den seinen, um sie zu schwängern, und man ließ ihn vorbei. Das Idol der Fingerhüte vom heißen Mond. Er berührte die Fledermaus seines Schlundes mit der Zungenspitze - Mund an Mund, einen grauenhaften Augenblick lang —, und man ließ ihn vorbei. Das Idol der schwarzen Spottdrossel, Nabel einer Trichterblüte. Er blies in die Nabelblume, um seine Brunft zu entfachen, und man ließ ihn vorbei...

Nacht der Stachelschweine. An jedem Stachel ein funkelnder Tropfen von der Maske, die Ambiastro auf seinem Gesicht trug. Die Götzenbilder ließen ihn vorbei, aber er ging als ein Toter, umwogt von gelben Blumen. - Miguel Angel Asturias, Legenden aus Guatemala. Frankfurt am Main 1973 (BS 358)

Ausgang (3)

- N. N.

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