Auserwählt  Nachdem ich ein wenig vor mich hingemurmelt hatte, um meine Gedanken zu sammeln, sagte ich: »Dr. Gambit, Sie befinden sich im Irrtum, wenn Sie glauben, es hätte mich jemand als Novizin für Ihre Institution ausgewählt. Ich wurde lediglich deshalb hierher gebracht, weil meine Familie mich aus dem Weg haben wollte, ohne einen Mord auf ihr Gewissen zu laden. Meine Schwiegertochter Muriel hat Ihr Haus ausgewählt, weil es das einzige Heim für senile Damen war, das innerhalb ihrer und meines Sohnes Galahad finanzieller Möglichkeit lag. Es ist höchst zweifelhaft, daß innerhalb dieser Mauern irgend jemand je von mir gehört haben sollte, wie können Sie da unterstellen, das Heim habe mich ausgewählt?«

»Manche Dinge sollten Sie im Augenblick weder erwarten noch versuchen zu verstehen«, erwiderte der Doktor geheimnisvoll. - (hoer)

Auserwählt (2)  Bin ich der König des Sumpfs oder bin ich sein Sklave? Ein alleiniger König zu sein ist nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll; aber ein alleiniger Sklave zu sein, scheint eine ausgesuchte Tortur, ein einzigartiges, schwieriges, vielleicht sinnloses, aber sicherlich anspruchsvolles Schicksal. Jedenfalls, so sage ich mir, hat der Sumpf mich gewählt. Ist meine Haut denn nicht delikat geschuppt, haben meine Finger nicht die beinlose Schlaffheit der Natter? Mein Atem ist ein muffiger Dunst, Sumpfgräser imitieren meine Haare, wenn ich die Augen schließe, fühle ich mich von Feuchte bedeckt, auf meinem Körper wachsen Binsen. Sklave oder König, ich komme aus dem Sumpf, und der Sumpf hat mich geformt, mich entdeckt, und irgendwie glaube ich, daß er mich auch liebt; sicherlich trägt er mich, sei ich nun mächtig oder unbedeutend oder beides.   - Giorgio Manganelli, Der endgültige Sumpf. Berlin 1993 (zuerst 1991)

Auserwählt (3)  »Warum sollte der Herr mich nicht auserwählt haben«, sagte Mr. Geard, während er sich in seinem Korbsessel vorbeugte, seine Beine umfaßte und mit dem hydrozephalischcn Kopf wackelte, »um unserer westlichen Welt ein Zeitalter des Glaubens zurückzubringen? So wie ich's mache, wird es einigen als Häresie, anderen als Blasphemie, den meisten als reiner Hokuspokus erscheinen. Aber genauso, mein Lieber, ist jedes neue Hervorbrechen der Realpräsenz erschienen. Meinen Sie, irgendwer könnte mir einen Knüppel in den Weg legen?«

Mat Dekker war seit dem Tode von Sams Mutter nie wieder von einer Menschenseele »mein Lieber« genannt worden; aber noch eigenartiger war es in diesem Augenblick, daß der Mann das Wort »Knüppel« benutzte, so daß Mat ihn mit beinahe echter Ehrerbietung ansah. Der Bursche konnte kein Schwindler sein! Kein Schwindler würde sagen: »mir einen Knüppel in den Weg legen«.  - (cowp)

 

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