ugenblick,
heller Das Auge wird durch langes Anstarren eines Gegenstandes stumpf
und sieht nichts mehr: eben so wird der Intellekt durch fortgesetztes Denken
über die selbe Sache unfähig, mehr davon zu ergrübeln und zu fassen, stumpf
und verwirrt. Man muß sie verlassen, um wieder darauf zurückzukommen, wo man
sie frisch mit deutlichen Umrissen wiederfindet. Daher, wenn Plato,
im Gastmahl, erzählt, daß Sokrates, im Nachdenken
über etwas, das ihm eingefallen, 24 Stunden starr und steif wie eine Bildsäule
dagestanden habe; so muß man hiezu nicht nur non e vero [das ist nicht
wahr] sagen, sondern hinzufügen e mal trovato [es ist schlecht erfunden].
- Aus dieser Ruhebedürftigkeit des Intellekts ist auch Dies erklärlich, daß,
wenn wir, nach irgend einer längern Pause, wie neu und
fremd in den alltäglichen Lauf der Dinge dieser Welt schauen und so einen frischen,
ganz eigentlich unbefangenen Blick in sie thun, ihr Zusammenhang
und ihre Bedeutung uns am reinsten und tiefsten klar wird; so daß wir alsdann
Dinge handgreiflich sehn, von denen wir nur nicht begreifen, wie sie von Allen,
die sich stündlich darin bewegen, nicht bemerkt werden. Ein solcher heller Augenblick
kann demnach einem lucido intervallo [Zwischenstadium klaren Bewußtseins
bei Kranken] verglichen werden. - (schop)
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