ugen, blaue  Es war meine erste Reise in den Osten und meine erste Reise als Zweiter Offizier; es war auch das erste Kommando meines Kapitäns. Ihr werdet zugeben, daß es langsam Zeit wurde. Er war beinahe sechzig Jahre alt; ein kleiner Mann mit einem breiten, nicht sehr geraden Rücken, mit hängenden Schultern und einem Bein krummer als das andere; und er hatte jenes wunderlich knorrige Aussehen, dem man oft bei Männern begegnet, die auf dem Felde arbeiten. Er besaß ein Nußknackergesicht - Kinn und Nase hatten das Bestreben, über einem eingesunkenen Mund zusammenzustoßen -, umrahmt von eisgrauem Flaum, der sich ausnahm wie ein mit Kohlenstaub gesprenkelter Kinnriemen. Und in diesem alten Gesicht hatte er blaue Augen, erstaunlich jungenhaft und mit jenem offenen Ausdruck, den sich zuweilen ganz gewöhnliche Menschen dank einer seltenen Gabe der Redlichkeit und Herzenseinfalt bis ans Ende ihrer Tage bewahren.   - Joseph Conrad, Jugend. Frankfurt am Main 1968 (zuerst 1902)

Augen, blaue  (2)  Der Chefarzt Dr. Salzmann aus Berlin war mit uns eingetroffen und übernahm das Feldlazarett Thourout von belgischen Ärzten. Er war ein außergewöhnlicher Mann. Sein Haar war rostrot, sein Gesicht himbeerrot. Die Haut war fast durchsichtig. Auf Stirn und Kinnbacken zeichneten sich über den Muskelsträngen die Adern ab. Die nervösen, eigenwilligen Bewegungen des mittelgroßen, etwa vierzigjährigen Mannes machten vergessen, daß er Uniform trug. Seine Augen waren blau - emailleblau beim Operieren, zornblau, wenn er uns Sanitätern Befehle gab, haßblau beim Anblick der Pflegerinnen. Wann immer es etwas Widerwärtiges, Stinkendes zu tun gab, - Steckbecken reichen, Operationseimer leeren, verschmutzte Bettwäsche wechseln - befahl er es einer der Schwestern, mit Vorliebe der hübschesten und zartesten. Und zeigte sie nur eine Spur von Hemmung, etwa die Hände mit Kot und Eiter in Berührung zu bringen, so beschimpfte er sie aufs Unflätigste. Ein Hospital sei kein Bordell, - wenn sie Schönheitspflege treiben oder sich einen Leutnant anlachen wolle, sei sie hier an die falsche Adresse geraten.  - Wieland Herzfelde, Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen Waisenknaben. Berlin 1949

Augen, blaue  (3)  Als ich vor zwanzig Jahren in Wien war, machte ein hübscher Junge mit großen blauen Augen viel Aufsehen durch sein Seiltanzen mit verbundenen Augen. Er tanzte mit wunderbarer Anmut und Geschicklichkeit, und das wirklich bei verbundenen Augen, sie wurden ihm von jemand aus dem Publikum verbunden, sein Auftreten war die große Nummer, und er sollte auch vor Kaiser und Kaiserin, Erzherzögen und Herzoginnen und dem Hofe tanzen. Der große Augenarzt, Professor Helmholtz, war unter den Anwesenden. Der Kaiser hatte ihn kommen lassen, da jedermann über das Rätsel der Hellsichtigkeit sprach. Doch am Schluß der Vorstellung stand er auf und rief erregt: ›Majestät und Kaiserliche Hoheiten, es ist alles Humbug und Schwindel‹.

›Es kann kein Humbug sein‹, sagte der Hofarzt, ›ich habe ihm selbst auf das sorgfältigste die Augen verbunden‹.

›Es ist alles Humbug und Schwindel‹, beharrte der große Gelehrte unwillig. ›Das Kind ist blind geboren‹.  - (blix)

Augen, blaue  (4)  

 

 - N.N.

 

Auge

 

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