uftritt,
großer Der Alte hatte seine Schlaguhr auf den Tisch gelegt. Sie
schlug zwölfe. Da sprang mit entsetzlichem Krachen die Tür auf, und wie gestern
schwebten leise und langsam Tritte quer durch den Saal, und das Ächzen
und Seufzen ließ sich vernehmen. Der Alte war verblaßt, aber seine Augen erstrahlten
in ungewöhnlichem Feuer, er erhob sich vom Lehnstuhl, und indem er in seiner
großen Gestalt, hochaufgerichtet, den linken Arm in die Seite gestemmt, den
rechten weit vorstreckend nach der Mitte des Saals, dastand, war er anzusehen,
wie ein gebietender Held. Doch immer stärker und vernehmlicher
wurde das Seufzen und Ächzen, und nun fing es an abscheulicher als gestern an
der Wand hin und her zu kratzen. Da schritt der Alte vorwärts, gerade auf die
zugemauerte Tür los, mit festen Tritten, daß der Fußboden
erdröhnte. Dicht vor der Stelle, wo es toller und toller kratzte, stand er still
und sprach mit starkem, feierlichem Ton, wie ich ihn nie gehört: »Daniel, Daniel!
was machst du hier zu dieser Stunde!« Da kreischte
es auf grauenvoll und entsetzlich, und ein dumpfer Schlag geschah, wie wenn
eine Last zu Boden stürzte. »Suche Gnade und Erbarmen vor dem Thron des Höchsten,
dort ist dein Platz! Fort mit dir aus dem Leben, dem du niemals mehr angehören
kannst!« ~ So rief der Alte noch gewaltiger als vorher, es war, als ginge ein
leises Gewimmer durch die Lüfte und ersterbe im Sausen des Sturms, der sich
zu erheben begann. Da schritt der Alte nach der Tür und warf sie zu, daß es
laut durch den öden Vorsaal widerhallte. In seiner Sprache, in seinen Gebärden
lag etwas Übermenschliches, das mich mit tiefem Schauer
erfüllte. Als er sich in den Lehnstuhl setzte, war
sein Blick wie verklärt, er faltete seine Hände, er betete im Innern. So mochten
einige Minuten vergangen sein, da frug er mit der milden, tief in das Herz dringenden
Stimme, die er so sehr in seiner Macht hatte: »Nun, Vetter?« - E. Th. A. Hoffmann, Das Majorat
|
||
|
||