uftritt
Auf der leeren Bühne stand nur ein kleiner Tisch mit einem Stuhl
dahinter, und auf dem Tisch ein Glas Wasser auf einem kleinen Silbertablett
- und es erschien aus heiterem Himmel die kolossale, unverwechselbar sizilianische
Gestalt von Padre Pambo. Es stimmt zwar, daß nur wir diese Kenntnis haben, und
es ist unwahrscheinlich, daß mehr als eine oder zwei Personen (Homosexuelle,
natürlich) aus dem Publikum davon wußte. Sein Auftreten war also ein Auftritt
im Reinzustand. Er hatte keine Verknüpfungen oder Bezüge, die an und für sich
skandalös gewesen wären. Trotzdem war Padre Pambo so aufsehenerregend, daß es
nicht nötig war, ihn vorher zu kennen, denn er zeigte sich sofort als der, der
er war. Riesenhaft wie eine normannische Statue, mit rundem Gesicht, kleinen,
runden, blitzenden Augen, einer Haarmähne, die in zwei mächtigen Büscheln zu
beiden Seiten des Kopfs herunterhing, den kleinen fleischigen Mund voller Schaum
zu einem Lächeln von unwiderstehlich narzißtischer Zufriedenheit halb geöffnet,
doch ungezähmt, wirkte er sicher eher wie eine Figur aus einem Reiterzirkus,
als wie ein Priester, und dazu noch Jesuit. Von ihm erwartete man, daß er die
Ärmel hochkrempeln und monströse Bizepse vorzeigen würde, um damit sein triumphales
Lächeln kindlicher Eigenliebe zu unterstreichen, und daß er mit den Zähnen einen
Felsblock aufheben würde. Daher machte der Clergyman auf diesem Körper einen
merkwürdigen Eindruck. Um so mehr, als Padre Pambo offensichtlich besoffen war:
er taumelte gerade so stark, war gerade so liederlich, so beschmutzt, so zerlumpt
wie Besoffene am Morgen. Das alles natürlich nur, wenn man Zeit gehabt hätte,
ihn zu beobachten: aber es gab noch nie ein skandalöseres und gleichzeitig schnelleres
Gotteszeugnis. Ein paar kräftige Hände, die offensichtlich darauf warteten,
sorgten dafür, ihn unverzüglich zu entfernen, und er gehorchte zahm und torkelnd.
- Pier Paolo Pasolini, Petrolio. Berlin 1994
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