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Aufschneider (2) Der Soldat stand auf und erhob seinen Becher mit Wein. »Lob sei den Göttern!« rief er. »Wir setzen über den Hellespont, opferten dem Achilles und besiegten die Perser. Und wir zogen durch ihr Land, ihre Städte niederbrennend, die Dämme zerstörend, die Oasen vernichtend. Die Wege, auf denen wir dahinzogen, waren mit ganzen Wäldern von Palmen bewachsen. Wir vernichteten alles und brannten alles nieder! Und wir kamen bis zu jenem glühendheißen Gürtel, wo keine Menschen mehr leben können wegen der großen Hitze!«
Und entflammt von seiner Erzählung und dem Wein, fuhr Polyander hitzig fort:
»In dieser öden Gegend trafen wir nur Satyre mit purpurnen
Hörnern und goldglänzenden, gespaltenen Hufen. Ihre Haare waren zerrauft, die
Nasen flach, und an den Wangen hatten sie Beulen, denn sie befassen sich immerfort
mit Liebe, Musik und Wein. Wir töteten alle, die wir erwischten. Auch Sirenen
töteten wir. Diese brünstigen, auszehrenden Wesen sitzen auf blumenübersäten
Wiesen, umgeben von den Gebeinen jener Menschen, welche aus Liebe umgekommen
sind. Wir töteten Zentauren und Pygmäen,
indische und äthiopische. Allein mit diesem meinem Schwert hier— du siehst es,
oh Sisyphus - habe ich eine ganze Phalanx von Pygmäen erschlagen, ihre Kavallerie.
Im Frühjahr reiten sie immer auf Ziegenböcken und Schafböcken in Kampfordnung,
um sich Kranicheier zu holen!« -
Wsewolod Iwanow, Sisyphos. In: Phantastische Welten, Hg.
Franz
Rottensteiner. Frankfurt am Main 1984 (Phantastische Bibliothek 137)
Aufschneider (3)
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