ufrichtigkeit    Seien wir aufrichtig. Das Weib kann dem Manne nicht das größte Glück gewähren. Was den körperlichen Genuß anbetrifft, so findet der Mann einen viel größeren mit seinesgleichen. Als Freundin verhindert die ihr angeborene Falschheit und niedrige Denkungsart die Vervollkommnung dieses Gesetzes. Die Freundschaft verlangt Aufrichtigkeit und Gleichheit. Wenn ein Mensch den anderen beherrscht, geht die Freundschaft in Trümmer. Die Überlegenheit des männlichen über das weibliche Geschlecht spricht natürlich auch in der Freundschaft von Personen verschiedenen Geschlechtes mit und ist ihr sehr gefährlich. Deshalb taugt die Frau weder zur Geliebten noch zur Freundin. Sie ist nur an ihrem Platze als Sklavin, wie im Orient. Sie ist nur gut genug zum Genuß, und nachher muß man sich ihrer, wie der kluge König Chilperich sagt, möglichst rasch entledigen.  - Marquis de Sade, Justine oder Die Leiden der Tugend, gefolgt von Juliette oder Die Wonnen des Lasters. Nördlingen 1987 (zuerst 1797)

Aufrichtigkeit (2)  Wie schrecklich diese Begegnungen! Der Freund, den ich seit zehn Jahren nicht gesehen hatte, war fast nicht wiederzuerkennen. Ich habe unbewußt einen Rest von Glanz in seinen Augen ausfindig gemacht, eine zur Furche gewordene Falte seines Mundes, an der ich ihn erkannte. Er hatte sicher bei meinem Anblick die gleiche Art von Schock. Und wir haben uns gegenseitig gesagt auf ein baldiges Wiedersehen, so wie früher. Sowas Tristes! Wünschen wir, daß wir uns nicht mehr wiedersehen. Aber wenn ich ihn eines Tages unglücklicherweise doch von weitem erkennen sollte, werde ich einen Umweg machen um ihm diesen kleinen Stich ins Herz zu ersparen, den ihm mein Aussehen sicher gibt.

Dann fragt sich Monsieur Traum ob er aufrichtig ist. Er zögert und sagt ja, in gewissem Sinn, aber nicht in jedem. Oder vielmehr daß er es ist, doch daß eine Welt der Heuchelei, die aus der Gewohnheit der Gewissensprüfung entstanden ist, ihm ständig die Gelegenheit nimmt sich redlich zu zeigen. Anders gesagt er wirft sich vor, seine Aufrichtigkeit für etwas zu nehmen, was nur der deformierte Widerschein eines Mythos ist, jenen Ungeheuern vertraut, die seinem Bewußtsein fremd sind. - (rp2)

Aufrichtigkeit (3)  Die gewollte Aufrichtigkeit führt zur Überlegung, die führt zum Zweifel, und der führt zu nichts.  - (pval)

Aufrichtigkeit (4)

Gefühle, moralische

 

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Verwandte Begriffe
Ehrlichkeit

 Unaufrichtigkeit

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