ufknöpfen
Wer es zum Ruf eines Zerstreuten gebracht, hat wie der Kurzsichtige
ein Privilegium, sich manches zu erlauben, was man andern übelnimmt. Die Herzogin
von Orléans erzählt von einer ihrer Hofdamen, daß sie
die Gewohnheit gehabt habe, Männern, mit denen sie sprach, die Westenknöpfe
aufzuknöpfen und in der Zerstreuung einst einem ungemein großen Schweizeroffizier
die Hosen aufknöpfte, der erschrocken ausrief: „Madame, was wollen Sie von
mir?" - (
kjw
)
Aufknöpfen (2) Morse
schlug die Akte auf und sah sich noch einmal den Inhalt an. Im Gegensatz
zu dem Bild des abstoßend fettleibigen Kindergrapschers waren die
beiden Fotos der langbeinigen blonden Stripperin nicht im eigentlichen
Sinne pornographisch. Zumindest das Aktfoto wirkte auf Morse seltsam
unerotisch. Das in dem langen Kleid dagegen ... Der Vorgang des
Aufknöpfens hatte Morse immer mehr gereizt als der Zustand des
Ausgezogenseins, das nahezu Unbekleidete mehr als rundum nackte Haut. Es
hatte etwas mit Plato und dessen Vorstellung von Idee und Erscheinung
zu tun; als angehender Altphilologe hatte Morse in seiner Jugend viele
Stunden in Gesellschaft dieses Philosophen verbracht. - Colin Dexter, Der Tod ist mein Nachbar. Reinbek bei Hamburg 2001
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