uffahren Hierzu
wird man gereizt, wenn etwas vorgebracht wird, welches unsere Person, unsere
Freunde oder gar unsere Meinungen auf eine unerwartete Weise beleidigt. Wer
sich auf die Menschen versteht, wird nicht leicht ohne eine Absicht die Persönlichkeit
verletzen; absichtlichen Beleidigungen aber sollte man vorzüglich während der
Mahlzeit gänzlich entsagen. Personen, die wenig Weltkenntnis und Bequemlichkeit
des Umganges haben, verfallen aber gar leicht in absichtslose Beleidigungen.
Der Verständige, der sie übersieht, soll es daher mit ihnen nicht so genau nehmen
und sich bemeistern, damit er nicht selbst das Opfer eines nutzlosen Auffahrens
werde. Auf der andern Seite ist es leicht, Personen, die etwas dumm sind und
den Scharfsinn nicht besitzen, jede Schattierung eines Ausdruckes richtig aufzufassen,
auch ohne alle Absicht zu beleidigen. Verständige Kommensalen messen daher ihre
Ausdrücke viel strenger ab, wenn sie mit dummen Leuten reden, und hüten sich
besonders vor der Ironie, die den Einfältigen meist
ganz unverständlich bleibt. Wenn lauter dumme Menschen
miteinander speisen, so ist es noch ein Glück, wenn sie auch recht phlegmatischen
Temperamentes sind. Wo das Gegenteil stattfindet, wird es nützlich sein, ihnen
eine lärmende Tafelmusik zu machen, die ich in allen übrigen Fällen als schädlich
und störend verwerfe. - Karl Friedrich von Rumohr, Geist der
Kochkunst. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1822)
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