symmetrie  Nach Ansicht gewisser Forscher sind wir erblich belastet oder vielmehr gekennzeichnet durch eine »Asymmetrie« der Tendenzen zum »Bösen« und zum »Guten«, weil unsere Vorfahren dreiviertel Millionen Jahre lang den Kannibalismus praktizierten, und zwar nicht als Ausnahme angesichts des Hungertodes (das tun die gewöhnlichen Raubtiere), sondern als Regelfall. Zwar wußte man das schon seit geraumer Zeit, doch faßt man nunmehr den Kannibalismus als einen schöpferischen Faktor der Anthropogenese auf, und das erklärt man damit, daß die pflanzliche Ernährung nicht zur Steigerung der »Vernünftigkeit« beiträgt, denn wer Bananen sucht, ist nicht gezwungen, eine Taktik zu entwickeIn, die eine blitzartige Beurteilung der Situation umfaßt, noch eine Strategie des Anschleichens, Kämpfens und Verfolgens. Deshalb sind auch die Anthropoiden gleichsam in der Entwicklung stehengeblieben, während der Urmensch raschere Fortschritte machte, weil er auf jene Jagd machte, die ihm an Scharfsinn ebenbürtig waren. Dadurch kam es zu einer ganz energischen Auslese der Begriffsstutzigen, denn während ein geistig beschränkter Pflanzenfresser im Höchstfalle von Zeit zu Zeit zum Fasten gezwungen ist, muß derjenige, der auf seinesgleichen Jagd macht und nicht genügend aufgeweckt ist, in kurzer Zeit umkommen. Die Erfindung des Kannibalismus muß den geistigen Fortschritt beschleunigt haben. - (sum)

Asymmetrie (2)


Die Aufgaben und Fähigkeiten der beiden Hirnhemisphären sind beim Menschen unsymmetrisch verteilt. Während die linke Großhirnhälfte etwa Zeitabfolgen und Sprache verarbeitet (hier liegen das Broca- und das Wernicke-Areal), dient die rechte Hälfte der Orientierung im Raum oder dem Erkennen von Gesichtern. Vilajanur Ramachandran glaubt, die linke Hemisphäre konstruiere aus der Vielzahl von Sinnesreizen, die ins Gehirn gelangen, ein konsistentes Modell der Wirklichkeit und verteidige dieses so lange gegen die von der rechten Hälfte ermittelten Abweichungen, bis das Modell schließlich durch ein neues ersetzt werden müsse.

 - (kopf)

Asymmetrie (3) In Europa gibt es ein skythisches Volk, das um den Maiotis-See herum wohnt und sich von den andern Völkern unterscheidet. Sie heißen Sauromaten. Die Frauen dieses Volkes reiten, schießen mit dem Bogen und werfen mit dem Speer von den Pferden herab und kämpfen mit den Feinden, solange sie Jungfrauen sind. Sie legen ihre Jungfrauschaft aber nicht ab, bevor sie drei Feinde getötet haben, und heiraten nicht eher, als bis sie die bei ihnen gebräuchlichen Opfer gebracht haben. Die Frau aber, die sich einen Mann gewonnen hat, hört dann auch auf mit Reiten, solange nicht die Notwendigkeit eines allgemeinen Heereszuges sie ruft. Die rechte Brust haben sie nicht; denn während sie noch unmündige Kinder sind, legen ihre Mütter ein ehernes Instrument, das sie zu eben diesem Zweck glühend machen, ihnen an die rechte Brust, und sie wird versengt, so daß ihr Wachstum gehemmt wird und sie ihre ganze Kraft und Fülle in die rechte Schulter und den rechten Arm abgibt. - (hi)

Asymmetrie (4)  Die Asymmetrie zwischen Vergangenheit und Zukunft, die durch den ständigen Zerfall der Ordnung hervorgerufen wird, hat also ihren Ursprung im kosmologischen Bereich. Um herauszufinden, woher sie ursprünglich stammt, müssen wir klären, wie die kosmische Ordnung anfangs entstanden ist, und darum den Urknall untersuchen. Der Kosmos, der aus diesem Urknall entstand, war zu Beginn im höchsten Maß geordnet, und seither sind alle Vorgänge im Universum darauf ausgerichtet, diese anfängliche Ordnung in Unordnung umzuwandeln. Noch ist genügend Ordnung vorhanden, aber sie kann nicht ewig dauern. (P.C.W. Davies, Mehrfachwelten: Entdeckungen der Quantenpysik. Düsseldorf 1981)

Es folgt dann unweigerlich, daß die Entropie nach der Singularität eine Zeitlang abnehmen, Ordnung und Information aber zunehmen mußten. Wenn wir zugestehen, daß die Vergänglichkeit der Zeit in der universalen Entropiezunahme wurzelt, muß die Zeit eine Zeitlang zurückgeflossen sein. Was immer das bedeutet, die Lage ist etwas merkwürdig. - (zeit)

Asymmetrie (5)  

- Patrick Devresse

Asymmetrie (6)  

Asymmetrie (7)  Es isr wirklich möglich daß, wenn Teile im Gehirn, die symmetrisch sein sollen, es nicht sind, dieses zum Vorteil des Verstandes dienen könne, wir können mit einem Auge genug haben, so auch mit einer Seite des Gehirns, die andere kann durch zufällige Umstände eher verhärten oder sonst Veränderungen leiden, die denn das Resultat der ganzen Stellung des Gehirns bei einer Idee verändern. Ausgewachsene Personen sollen öfters sehr scharfsinnig sein, die verwachsene Seite verhärtet mehr und vielleicht folgt eine ähnliche einseitige Veränderung im Gehirne, die dem Genie, das ohnehin schon jemand für einen kränklichen Zustand erklärt hat, eher vorteilhaft als schädlich ist. Ich habe bemerkt, daß Personen, in deren Gesichtern ein gewisser Mangel von Symmetrie war, oft die feinsten Köpfe waren. Wenn einem gewissen Bildnis zu trauen war, das ich von Herrn von Voltaire gesehen habe, und von dem man mir versicherte, daß es ein Abguß wäre von einer Form die man in Mannheim über sein Gesicht gegossen habe, so ist die eine Seite des Gesichts viel kürzer als die andere, auch die Nase, wiewohl kaum merklich, schief. K.....r von der einen Seite betrachtet sieht viel jünger aus, als von der andern. Diesen beiden merkwürdigen Gesichtern gibt eben dieses wiewohl nicht anstößige Irreguläre einen gewissen Schwung, aus welchem alles das Salz und die Bitterkeit hervorblickt, die ihre Schriften so charakteristisch gemacht haben. Ein Mensch dessen eines Auge ein Perspektiv das andere ein Mikroskop wäre, wird unter gewöhnlichen Menschen eine sonderbare Figur spielen.    - (licht)

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Hinken Schwanzlastigkeit
VB
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