ssasinier, Assinier, Assanitae, Hassesini oder Chasü, ein Volck in Phönicien, so vor Zeiten 10. bis 12.Städte und Schlösser in der Gegend von Tyrus bewohnte. Sie waren der Mahometanischen Religion zugethan, und wehlten unter sich einen König, den sie den Alten des Gebürges nennten, erzogen auch stets eine Anzahl Jünglinge, und hielten sie zu ihrem Dienst in Bereitschafft, durch welche sie, wieder wenn sie wollten, rauben und morden liessen. Sie errichteten einen gewissen jährlichen Tribut an die Tempel-Herren, erboten sich auch, den Christlichen Glauben anzunehmen, wenn ihnen solche Schatzung erlassen würde. Es ward ihnen aber von dem Ritter-Orden abgeschlagen, und dadurch sowohl der Ruin der Christlichen Religion im Orient, als auch der Verlust des Königreichs Jerusalem verursachet.

Man findet von diesem Volck bey denen Geschicht-Schreibern verschiedenes, und unter andern dieses aufgezeichnet, daß sie einen Mahometanischen Ritter-Orden unter sich aufgerichtet, und einen gewissen Ort mit schönen Wohnungen und Garten gehabt, das Paradieß genannt, allwo sie ihre Zeit in aller Ergötzlichkeit zugebracht, und geglaubt, daß sie dergleichen Herrlichkeiten noch weit mehr nach ihrem Tod genießen würden, dahero sie sich nicht scheueten, auf Befehl ihres Oberhaupts, deß Alten vom Gebürge, die verwegenste Thaten auszuüben, und soll schon Philippus Augustus, König in Franckreich, vor dessen heimlichen Nachstellungen seyn gewarnet worden, und deswegen eine beständige Leib-Wacht, Sergens á Maces genannt, gehalten haben.

Eben von dieser Canaille soll auch Anno 1231 Ludwig aus Bayern seyn ermordet worden, wiewohl in denen Bayerischen Genealogien befindlich, daß er zwar im erwehnten Jahre, jedoch zu Kehlheim und von einem Stock-Narren, den er aus Schertz beleidiget, erstochen worden. Wie Joinville Mem. 56. berichtet, hat dieser Alte des Gebürges Anno 1252. König Ludwigen den Heiligen durch abgeschickte Meuchelmörder wollen umbringen lassen, welche aber in Franckreich bey Zeiten verrathen, und von dem Könige bey der Abreise beschenckt worden. Desgleichen als Ludovicus IX. nachgehends in Syrien war, hat ihm der Alte des Gebürges Geschencke übersendet, selbiger aber hat wieder eine Gesandschafft an ihn abgehen lassen, und, wiewohl vergeblich, den Christlichen Glauben daselbst fortzupflantzen getrachtet. M. Polus in seinen Orientalischen Reisen 1. 28. nennet derer Assasinier Landschafft Mulchet, so vormahls Ariana geheißen haben soll; welche nach Reineri Reineccii und anderer Meynung in dem äussersten Theile Persiens gegen den Fluß Indus gelegen, woselbst der Tyrann Alcadinus geherrschet und grossen Muthwillen verübet, bis die Tatarn unter ihrem Cham Hala-ono das vornehme Raub-Schloß derer Assasinier, Tigado, nach einer 27jährigen Belagerung, wie Haithon Armenus meldet, erobert, den Alten des Gebürges erschlagen, und diese schädliche Rotte gäntzlich vertilget.

In Frantzösischer Sprache werden noch heutiges Tages diejenigen Assasins genennet, welche sich vor Geld dingen lassen, andern Leuten nach dem Leben zu stehen... - Johann Heinrich Zedler, Grosses Vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaflen und Künste, Halle und Leipzig 1732, II. Bd., Sp. 1894 f. - Nach: Bernard Lewis, Die Assassinen. Zur Tradition des religiösen Mordes im radikalen Islam. (Die Andere Bibliothek 59, 1989, zuerst 1967)

Fanatismus Orden Muslim Mörder Sekte
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