schermittwoch
Der Mittwoch war Aschermittwoch. An diesem Tage schienen mir die
Verdauungsvorgänge eine treffliche Illustration jenes Umstands. Ich sah daher
um halb zehn angewidert der Ankunft von Hunderten von Magensäcken zu, prallvoll
mit einem gräulichen Brei, der ein Mischmasch aus Kornflakes, Milchkaffee und
Hörnchen darstellte. In der Kantine sah ich, wie eine Apfelsine sich in zahllose
Schnitzel zerteilte, die in einem bestimmten Augenblick ihre Form verloren und
der Reihe nach herabsanken, bis sie in gewisser Hohe einen weißlichen Niederschlag
bildeten. In diesem Zustand durchlief die Apfelsine den Gang, stieg vier Stockwerke
tiefer und kam, nachdem sie ein Büro betreten hatte, an einem Punkt zum Stillstand,
der zwischen den beiden Armen eines Sessels gelegen war. Etwas weiter weg sah
man einen Viertelliter starken Tees in ähnlicher Ruhestellung. Nebenbei (meine
Abstraktionsfähigkeit pflegt sich willkürlich zu äußern) konnte ich die drollige
Beobachtung machen, wie ein Mundvoll Rauch eine senkrechte Säule bildete, sich
in zwei durchsichtige Luftblasen aufteilte, abermals die Röhre emporstieg und
sich danach mit einer anmutigen Spirale in barocker Manier verflüchtigte. Später
(ich saß in einem anderen Büro) fand ich einen Vorwand, um die Apfelsine, den
Tee und den Rauch noch einmal zu besichtigen. Aber der Rauch war verschwunden,
und an Stelle der Apfelsine und des Tees gab es zwei widerwärtige gewundene
Schläuche. Selbst die Abstraktion hat ihre unangenehme
Seite; ich grüßte die beiden Schläuche und kehrte in mein Büro zurück. Meine
Sekretärin weinte; sie hatte gerade meinen Entlassungsbescheid gelesen. Um mich
darüber hinwegzutrösten, beschloß ich, sie von ihren Tränen zu abstrahieren,
und eine Weile ergötzte ich mich an jenen kristallklaren Miniaturbrunnen, die
in der Luft entstanden und sich auf den Aktendeckeln, dem Löschpapier und dem
Amtsblatt niederschlugen. Von derlei Schönheiten ist das Leben voll. - Julio Cortázar, Südliche Autobahn. Frankfurt am Main 1998