rtemis   Täglich ging Lanzelot zu einem Quell dicht bei der Einsiedelei und legte sich dort nieder. Er beobachtete das Sprudeln und Murmeln des Quells, und manchmal schlief er ein. In jenem Walde aber wohnte eine Dame, die eine große Jägerin war und täglich auf die Jagd ging und stets ihren Bogen bei sich rührte. In ihrer Begleitung befanden sich niemals Männer, sondern immer nur Frauen, und sie waren im Bogenschießen geübt und konnten sehr wohl auf der Pirsch wie auf dem Anstand Wild erlegen. Sie waren mit Pfeil und Bogen, Hömem und Jagdmessern ausgerüstet und hatten viele gute Hunde zum Aufspüren wie zum Hetzen. Nun geschah es, daß diese Dame mit ihrem Hund eine Hirschkuh jagte, die durch Gebüsch und Wald floh. Mit einigen ihrer Frauen verfolgte die Dame diese Hirschkuh immer weiter und lenkte sie durch das Gebell der Hunde auf ein Wasser zu, um sie dort zu stellen. So kam es, daß die Hirschkuh zu dem Quell gelangte, an dem Sir Lanzelot im Schlummer lag. Weil sie sehr erhitzt war, ließ sie sich im seichten Wasser nieder und blieb lange liegen, und die Hunde suchten die Umgebung ab, denn sie hatten die Spur verloren. Kurz darauf erschien die Jägerin, die am Verhalten ihres Hundes merkte, daß sich die Hirschkuh an dem Quell befand. Rasch legte sie einen starken Pfeil auf und zielte, doch der Schuß verfehlte die Hirschkuh und traf zum Unglück Sir Lanzelot ins Gesäß. Vor Schmerz sprang Lanzelot wie rasend auf und erblickte die Dame, die ihn verwundet hatte. Als er sah, daß es eine Frau war, sprach er: Dame oder Fräulein, was Ihr auch seid, zur Unzeit tragt Ihr einen Bogen. Der Teufel hat Euch das Schießen gelehrt.   - (artus)

Artemis (2)

Artemis (3)   Œeneus, der König von Kalydon, brachte die Erstlinge eines mit besonderer Fülle gesegneten Jahres den Göttern dar; der Demeter Feldfrüchte, dem Bacchos Wein, Öl der Athene und so jeder Gottheit die ihr willkommene Frucht, nur Artemis wurde von ihm vergessen, und ihr Altar blieb ohne Weihrauch. Dies erzürnte die Göttin, und sie beschloß Rache an ihrem Verächter zu nehmen. Ein verheerender Eber wurde von ihr auf die Fluren des Königs losgelassen. Glut sprühten seine roten Augen, sein Nacken starrte; gleich Schanzpfählen richteten sich seine struppigen Borsten auf, aus dem schäumenden Rachen schoß es ihm wie ein Blitzstrahl, und seine Hauer waren gleich riesigen Elefantenzähnen. So stampfte er durch Saaten und Kornfelder hin; Tenne und Scheuer warteten vergeblich auf die versprochene Ernte; die Trauben fraß er mitsamt den Ranken, die Olivenbeeren mitsamt den Zweigen ab.  - (sage)

Artemis (4)   Kaum war er sich ihrer Gegenwart bewußt geworden, als er das Gefühl hatte, vor Erstaunen ebenso sprachlos zu werden, wie es der Knabe bei seinem, Wolfs, Erscheinen gewesen war. Sie saß auf einem Stuhl, gegenüber ihrem Vater, und lehnte ihre Schultern an den Rand einer Bank mit hohem Rücken. Sie war ein junges Mädchen von ungefähr achtzehn Jahren, und ihre Schönheit war so verblüffend, daß sie in einem Augenblick alle gewöhnlichen menschlichen Beziehungen zu zerstören schien. Ihre weit offenen grauen Augen waren von langen dunklen Wimpern umschattet. Ihr wollüstiger Hals glich einer Arum-Hlie, bevor sie die Blütenblätter geöffnet hat. Sie trug ein einfaches, eng anliegendes Kleid, das besser für den Sommer gepaßt hätte als für einen kühlen Frühlingstag. Aber die Besonderheit dieses Kleides lag in der Art, wie es die außerordentliche Geschmeidigkeit ihrer Schultern und die köstliche artemidische Schönheit ihrer jungen Brüste hervorhob.   - John Cowper Powys, Wolf Solent. Wien u. Hamburg 1986 (zuerst 1929)
 

 

Göttin Jagd

 

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Diana