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artus
)
Artemis
(2)
Artemis
(3) Œeneus,
der König von Kalydon, brachte die Erstlinge eines mit besonderer Fülle gesegneten
Jahres den Göttern dar; der Demeter Feldfrüchte, dem Bacchos
Wein, Öl der Athene und so jeder Gottheit die
ihr willkommene Frucht, nur Artemis wurde von ihm vergessen, und ihr
Altar blieb ohne Weihrauch. Dies erzürnte die Göttin,
und sie beschloß Rache an ihrem Verächter zu nehmen.
Ein verheerender Eber wurde von ihr auf die Fluren des
Königs losgelassen. Glut sprühten seine roten Augen, sein Nacken starrte; gleich
Schanzpfählen richteten sich seine struppigen Borsten auf, aus dem schäumenden
Rachen schoß es ihm wie ein Blitzstrahl, und seine Hauer waren gleich riesigen
Elefantenzähnen. So stampfte er durch Saaten und Kornfelder hin; Tenne und Scheuer
warteten vergeblich auf die versprochene Ernte; die Trauben fraß er mitsamt
den Ranken, die Olivenbeeren mitsamt den Zweigen ab. - (sage)
Artemis
(4) Kaum war er sich
ihrer Gegenwart bewußt geworden, als er das Gefühl hatte, vor Erstaunen ebenso
sprachlos zu werden, wie es der Knabe bei seinem, Wolfs, Erscheinen gewesen
war. Sie saß auf einem Stuhl, gegenüber ihrem Vater, und lehnte ihre Schultern
an den Rand einer Bank mit hohem Rücken. Sie war ein junges Mädchen von ungefähr
achtzehn Jahren, und ihre Schönheit war so verblüffend, daß sie in einem Augenblick
alle gewöhnlichen menschlichen Beziehungen zu zerstören schien. Ihre weit offenen
grauen Augen waren von langen dunklen Wimpern umschattet. Ihr wollüstiger Hals
glich einer Arum-Hlie, bevor sie die Blütenblätter geöffnet hat. Sie trug ein
einfaches, eng anliegendes Kleid, das besser für den Sommer gepaßt hätte als
für einen kühlen Frühlingstag. Aber die Besonderheit dieses Kleides lag in der
Art, wie es die außerordentliche Geschmeidigkeit ihrer Schultern und die köstliche
artemidische Schönheit ihrer jungen Brüste hervorhob.
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John Cowper Powys, Wolf Solent. Wien u. Hamburg 1986 (zuerst 1929)
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