rschwisch    Grandgoschier  ward erfreut, wie ein solcher Vater, der einen solchen seinen Sohn ansiehet, sich erfreuen dürft: halset' und küßt' ihn und fragt' ihn allerlei kleine kindische Fragen, trank auch zum Willkomm eins mit ihm und seinen Wärterinnen. Die befragt' er unter andern gar besorglich, ob sie ihn auch fein sauber und reinlich gehalten hätten. Wogegen ihm Gargantua zur Antwort gab, er hält hierauf sich so beflissen, daß im ganzen Land kein reinerer Knab als er zu finden war. - »Ei wie dann so?« frug Grandgoschier. »Ich hab«, antwort Gargantua, »durch lange Praktik und Erfahrung das aller herrlichst, trefflichst und probatste Mittel mir den Arß zu wischen erfunden, dergleichen man noch je erhöret.« - »Nun was ists?« frug Grandgoschier. - »Was ich euch gleich erzählen werd«, sprach Gargantua.

»Ich wischt' mich einmal an ein sammetnes Runzeldecklein von einer Fräulen, und fand es gut, denn die Weichheit der Seiden macht' mir am Fundament eine ziemliche Wollust.

Ein andres Mal an eine Haub von eben derselben, und war desgleichen.

Ein andres Mal an ein Brusttuch: wieder ein andermal an die karmesinatlasnen Ohrläpplein; aber ein läusegüldener Prast von Zirkeln und Gebräms daran zerschund mir den ganzen Hintersten. Schlag doch das heilige Tonigsfeuer dem Gold-schmid in den Arßdarm, ders gemacht hat, und dem Fräulen, die's trug!

Dies Übel verging, als ich mich an ein Pagenbarett wischt, auf schweiz'risch mit Federn wohl beblümt.

Hernach wie ich einmal mein Notdurft hinter einem Busch tat, fand ich da eine Märzkatz und wischt mich dran: ihre Krallen aber verschwulsteten mir das ganze Perinäum. Ich heilt mirs am andern Morgen, da ich mich an meiner Mutter mit Beitzoweh wohl parfümierte Handschuh wischt. Darnach wischt ich mich mit Salbei, mit Fenchel, Majoran, Anis, mit Rosen, Kohl, mit Kürbis-, Beeten-, Weinlaub, Eibisch, mit Wollenkraut (welches der Scharlach des Hintern ist), mit Lattichblättern, mit Spinat: und tat alles meinem Bein sehr wohl; mit Bingeln, mit Wasserpfeffer, mit Nesseln, mit Rittersporen: aber davon kriegt ich die Lombardische Blutscheiß. Curiert mirs wieder, als ich mich an meinen Latz wischt. Darauf wischt ich mich an die Laken, Decken, Umhäng, an ein Kissen, an einen Teppich, an die grüne Tapet, Schneuztüchel, Qwehlen, Salveten, an ein Puderhemd. Und hat mir alles wohler gedäucht als dem Räudigen, wenn man ihn krauet.« - »Wohl! aber«, spricht Grandgoschier, »welcher Arßwisch bedünket dir der best zu sein?« - »Ich komm schon drauf«, spricht Gargantua, »gleich sollt ihr das kurz und lang davon hören. Ich wischt mich an Heu, an Stroh, an Heeden, an Haar, an Woll, an Papier, allein:

Wer mit Papier sein wuscht Loch fegt
Stets einen Zundel läßt am G'mächt.«

»Ei was!« ruft Grandgoschier, »mein kleines Cujonel, ich mein du hast zu tief in die Kann geguckt, daß du schon reimest?« - »Hui«, antwort Gargantua, »ich reim was Zeug hält, mein Herr König, und reim mich oft unreimisch drüber. Itzund hört, was unser Privet den Kackern predigt:

O Kacks,
Mistax,
Fist-Hackß,
Dreck-Wicht,
Dein Lachs
Wie Wachs
Füllt  stracks
Mich dicht:
Schund-Schicht
Kladricht
Verricht.
Sankt Tonigs Feuer geb dirn Knacks,
Wo nicht
Nach Pflicht
Verpicht
Dirs Loch du fegst eh du dich packst.

Wollt ihr noch eins?« - »Ei wohl! ei wohl!« spricht Grandgoschier. — »So merket«, sprach Gargantua, »noch diesen

Rundreim:

Als ich mich eines Tags laxiert
Beroch ich meine Leibesfracht.
Das stank weit mehr, als ich gedacht.
Ich war davon ganz parfümiert
O daß mir einer hergeführt
Diejenige, nach der ich schmacht,
Beim Schiß.
Denn alsbald hält ich ihr pitschiert
Ihr Harnloch grob und ungeschlacht,
Derweil sie mit den Fingern sacht
Mein Loch vom Kote renoviert
Beim Schiß.

Nun sagt hinfort mehr, daß ich nix könn. Und hab es doch, beim Excrement! nicht einmal selbst gemacht. Vielmehr, die Frau Bas dort hat mirs oft fürgesagt, da hab ichs dann im Ränzel meines Gedächtnis so mit aufgespart.«

»Aber«, sprach Grandgoschier, »wiederum auf unsre Sach zu kommen -«

»Auf welche?« frug Gargantua, »aufs Kacken?« - »Nein«, spricht Grandgoschier, »auf die Arß-Wisch.« - »Aber wollt ihr«, spricht Gargantua, »auch ein Lägel Bretanier Wein zahlen, wenn ich in dieser Materi euch lahm leg?« - »Ei freilich!« antwort Grandgoschier.

»Den Arß zu wischen«, spricht Gargantua, »tut nicht not, es sei denn Dreck dran. Dreck kann nicht dran sein, wenn man nicht zuvor gekackt hat: gekackt also muß sein, eh man den Arß kann wischen.« - »Ei, mein klein Bürschlein«, spricht Grandgoschier, »wie bist du g'scheit! dieser nächsten Tag laß ich dich zum Doctor in lustigen Künsten schlagen. Du hast bei Gott mehr Verstand denn Alter.

Nu fahr itzt fort, ich bitt dich drum, in dieser arßwischlichen Wissenschaft! und bei meinem Bart, statt eines Lägels sollt du sechzig Pipen haben, und zwar von diesem edeln Bretanier, der gar nicht in Bretanien wächst, sondern hieselbst in unserm guten Land Verron.«

»So wischt ich mich«, sprach Gargantua, »weiter an eine Nachtmütz, an einen Pantoffel, an ein Kopfkissen, an ein Ränzel, an einen Spreukorb; aber, o des sehr unlieblichen harten Wisches! Darauf an einen Hut, und hiebei merket, daß von denen Hüten etlich glatt sind, etlich rauch, etlich samten, etlich atlas. Die besten von allen sind die rauchen, denn sie machen eine sehr gute Abstersion der Fäcalmateri.

Hernach wischt ich mich an ein Huhn, an einen Hahnen, an ein Hähndl, an ein Kalbsfell, an einen Hasen, an einen Kolkraben, an eine Taub, an eines Advokaten Schrift-Sack, an eine Cornett, ein Käppel, ein Luder.

Sag aber schließlich und bleib dabei: es geht kein Arßwisch in der Welt über ein wohl gepflaumet junges Gänslein, so man ihm den Kopf sanft zwischen die Bein hält; dieses glaubt mir auf meine Ehr; denn ihr verspürt am Arßloch eine unglaubliche Wollust, teils von der Sanft des Pflaumes, teils von der temperierten Wärm des Gänsleins, welche leicht zum Arßdarm und den übrigen Därmen schlägt, ja bis in die Gegend des Herzens und Gehirns aufsteigt..« - (rab)

Arschwisch (2)   Es träumte jemand, er wische sich den Hintern mit Weihrauch aus. Er wurde wegen Religionsfrevels verurteilt, weil er das, womit man die Götter ehrt, schändlich mißbraucht hatte. Der Geruch aber zeigte an, er werde entdeckt werden.   - (art)

Arschwisch (3)

Arschwisch (4)

Arschwisch (5)  Um ungesehen zu bleiben, hätte ich mich beinahe bäuchlings durch diesen Schmutz geschoben, wäre mir nicht im letzten Augenblick noch aufgefallen, daß Häufchen menschlicher Notdurft den Beckenrand wie Maulwurfsauswurf schmückten. Sie glänzten frisch, anscheinend scheute man den zeitraubenden Weg zu weiter entfernten Aborten.

Gebückt schlich ich voran, setzte die nackten Füße nur auf die Zehenballen, achtete mehr auf die Kothaufen der Werktätigen als auf ihr Tun im Becken. Der Quader des Sprung-turms gab mir vortrefflich Deckung, aber er war auch das Zentrum der Verschmutzung, die Kloake des Betriebs. Als ich abwartend hinter seinem Sockel in die Hocke ging und mich dabei in sträflicher Gedankenlosigkeit mit meiner rechten Hand nach hinten stützte, sank ich mit drei Fingern in einen noch warmen Haufen. Glücklicherweise nicht allzu tief, der Anzugärmel war mir rein geblieben. Als ich nach etwas Ausschau hielt, um mir die übel verzierten Finger abzuwischen, entdeckte ich, womit die Arbeiter sich ihre Hintern reinigten. Rund um den Unrat knäulte sich beschmutztes Geld. Ganz nah bei mir lagen mehrere Scheine, die unbenutzt aussahen. Mißtrauisch wendete ich sie mit den Fingerspitzen, sie waren frei von Kot, aber auf einer Note fand ich Spritzer eines rosa Lacks.  - Georg Klein, Barbar Rosa. Berlin 2001

 

Arsch Hygiene

 

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Klopapier