rm, langer  Kein Schlüssel im Schloß. Ich klopfte leise. Keine Reaktion. Das Schnarchen änderte die Tonlage, wurde noch durchdringender. Wahrscheinlich hatte sich der Schlafende auf die andere Seite gedreht. Ich klopfte noch mal. Nichts. Selbst das Geschnarche pfiff drauf. Mit monotoner Gleichmäßigkeit wurde weitergesägt. Also fuhr ich schwerere Geschütze auf. Schließlich wurde ich erwartet. Mein Spezial-Pfeifenbesteck trat in Aktion. Das Schloß sagte ,Klick'. Ich konnte eintreten.

Ganz schöner Gestank, da drin. Ein Gemisch aus verbrauchter Luft, kaltem Tabakrauch, Schweiß und billigem Parfüm. Darüber lag noch ein anderer Geruch, undefinierbar, zum Kotzen. Die Hitze tat ihr übriges. Und wieder das Schnarchen, jetzt allerdings gedämpft. Irgendwo, ganz nah, tropfte ein Wasserhahn. Ein ständiges Gluckern ließ die Rohrleitungen vibrieren. Das Gebäude erzitterte vom Dach bis zum Keller.

Weder Decken- noch Nachttischlampe brannten. Nur die Neonbeleuchtung des Hotels schickte in regelmäßigen Abständen einen blutroten Schein durch die schlecht zugezogenen Vorhänge ins Zimmer. Bei einem dieser kurzen Blitze entdeckte ich einen Mann auf dem Bett, vollständig angezogen. Der rechte Arm baumelte runter auf den Bettvorleger. Ein langer Arm.

Ich näherte mich dem Gast von Zimmer 42. Das Schnarchen kam nicht von ihm. Wenn er's früher getan hatte, so würde er's nicht wieder tun. Nie wieder.

Auf leisen Sohlen ging ich zum Fenster und zog erstmal die Vorhänge ordentlich zu. Dann knipste ich das Licht.an, immer darauf bedacht, bloß keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die helle Deckenlampe ließ mich blinzeln.

Mein Hemd klebte mir an der Haut. Man konnte es samt Kragen auswringen. Ich konnte kaum atmen, wischte mir den Schweiß vom Gesicht. Dafür war meine Kehle aber trocken. Ich ging wieder zur Leiche.

Mein Klient war schon einige Zeit in die Ewigen Jagdgründe eingegangen. Sein breites Gesicht mit der platten Nase und den wulstigen schmutzigrosa Lippen wurde so langsam grau, unbeweglich wie ein Stück Holz. Die Fingernägel waren aschfahl. Seine Hand krampfte sich um einen schweren Revolver mit Schalldämpfer. Diese Kanone war es also, die die Haare des Bettvorleger-Tigers streifte und den Arm des Mannes so unnatürlich lang erscheinen ließ. - Léo Malet, Die Nächte von St. Germain. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1955)

Arm, langer  (2)

Langer Arm

- Alfred Kubin

Arm, langer  (3)

Langer Arm

- Walter Trier

Arm, langer  (4)

- N.N.

Arm, langer  (5)

- Leone Frollo

Arm, langer  (6)

Arm, langer  (7)

- Roland Topor

 

Arm

 

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