Arbeitstag   In seinen ersten drei Arbeitstagen im Omni gelang es Freddy nur einmal, etwas zu stehlen, nämlich ein Päckchen, das er aus einem unverschlossenen Kombiwagen in Parkebene Rosa Zwei entwendete. Als er das Päckchen später in seinem Hotelzimmer öffnete, fand er zwei Paar Kinderjeans, Größe acht, strapazierfähig. Er schenkte sie einem der jamaikanischen Zimmermädchen.

Auch der vierte Arbeitstag war frustrierend. An diesem Abend nahm er sich nach dem Essen den TransAm und fuhr in der Stadt umher, und dann brach er in ein Elektrogeschäft an der 27. Avenue ein. Kaum hatte er einen Betonblock durch das Drahtgitterfenster an der Hintertür geworfen, ging der Alarm los. Er langte hinein, öffnete die Tür und nahm sich einen RCA-Farbfernseher und zwei elektrische Digitaluhren. Vierzig Minuten später fuhr er noch einmal langsam und in der entgegengesetzten Richtung an dem Geschäft vorbei; die Alarmglocke schrillte immer noch, und die Bullen waren nicht gekommen.

Susan schloß das Fernsehgerät an die Antenne an, die auf dem Haus stand, und es funktionierte; nur Channel 2 war ein bißchen verschneit. Aber keine der beiden Digitaluhren ging genau.

Arn folgenden Tag lief es besser. Freddy erwischte zwei Grasdealer in der Toilette im zweiten Stock von Jordan Marsh. Sie stritten wütend um Geld und schauten nicht einmal zu ihm herüber, bis er seinen  .38er auf sie richtete.

«Keine Bewegung. Polizei», sagte Freddy.

Sie bewegten sich nicht. Freddy nahm ihnen die Brieftaschen und einen Plastikbeutel mit zweihundert Gramm Marihuana ab. Dann kettete er die beiden, den einen mit dem rechten, den anderen mit dem linken Handgelenk, an das Wasserrohr in der ersten Toilettenkabine und ging hinaus. Er hätte die Schlüssel zu den Handschellen knapp außerhalb ihrer Reichweite liegenlassen, aber er besaß sie nicht. Wenn jemand sie aus ihrer Lage befreite, würden sie ihm sicher eine Erklärung anbieten können, vermutete er; zumindest hatte er genug Zeit, um sein Zimmer im Omni-Hotel zu erreichen.

Die Brieftaschen enthielten dreihundert Dollar in bar, vier unsignierte Fünfzig-Dollar-Travellerschecks und ein goldenes Christopherus-Medaillon. Er fand keine Kreditkarten und nur einen Führerschein, ausgestellt auf den Namen Angel Salome. Die Brieftaschen waren nichts wert, der Führerschein auch nicht, aber das kleine Medaillon war ein hübsches Geschenk für Susan. Die unsignierten Travellerschecks waren eine gute Sache; zum erstenmal sah er echte Blankoschecks, die man mit jeder beliebigen Unterschrift versehen konnte.    - Charles Willeford, Miami Blues. Reinbek bei Hamburg 1994

 

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