potheke
Ich laufe die in die Stadt gemeißelte Hauptstraße entlang. Im Apothekenfenster
blinkt ein dicker lächelnder Plastikmann und fährt sich mit der flachen rechten
Hand über seinen gesunden Magen. In gelben und roten Lichtlein kann man seinen
Darmtrakt verfolgen. Ich bleibe für einen Moment stehen. Der Verkaufsraum dahinter
ist dunkel. Die Tür zum Nebenraum nur angelehnt. Die Apothekerin liegt auf einer
mit grüner Gummiauflage bezogenen Behandlungsliege. Sie trägt einen weißen Kittel
und hat ihre Schuhe an. Das Blinklicht spiegelt sich in den Vitrinengläsern.
Eingefangene Schlangen. Würmer, die sich reflexhaft in die kranke Haut verbeißen
und absterben. Ein Hundeunterkiefer als Spuckschale. Ein Katzenohr als Augenklappe.
Ausgerissene Schwanenfedern als Verband. Ich spreize die Finger und mache einen
Schneiderbock nach, der in Spiralen um das Heizungsrohr nach oben läuft. - (raf)