nzug  Sein Anzug war nicht grün, sondern patiniert. An manchen Stellen war er tatsächlich so schwarz wie an dem Tag, an dem er gekauft wurde, an anderen Stellen brauchte man starkes Licht, um den bleifarbigen Glanz hervorzubringen, der Rest war unstreitig patiniert. Man erblickte in der Tat ein Überbleibsel aus jenen hoffnungsvollen Tagen, da er als Theologiestudent mit Bischof Bouviers Supplementum ad Tractatum de Matrimonio unterm Kissen Nacht für Nacht wach zu liegen pflegte. Was für ein Werk, potztausend! Ein Kintopp-Drehbuch in geilem Latein. Oder aber beim Nachdenken über Christi Partherpfeil: Es ist vollbracht.

Nicht weniger auffallend als die Farbe war der Schnitt. Die Jacke, eine autonome Röhre, hing frei vom Körper herunter bis zur Mitte des Oberschenkels. Dort wirkte der wie ein Glockenrand leicht aufgeworfene Saum wie eine stumme Aufforderung, gelüftet zu werden, der manche nur schwer widerstehen konnten. Die Hosen hatten an ihren besten Tagen von der gleichen stolzen und unbeugsamen Autonomie des Falls gezeugt. Jetzt aber, nachdem sie durch Meilen mühsamer Treppen derart gebrochen waren, daß sie sich hier und da an die darinsteckenden Beine klammern mußten, verriet die korkenzieherartige Form ihre Erschöpfung.

Murphy trug nie eine Weste, weil er sich darin zu weiblich fühlte.

Was den Stoff dieses Anzugs betraf, so hatten die Fabrikanten kühn behauptet, er wäre lochfest. Das stimmte insofern, als er absolut nicht porös war. Er ließ keine Luft von draußen herein und erlaubte auch Murphys eigenen Dünsten nicht, zu entweichen. Er fühlte sich nicht wie Tuch, sondern eher wie Filz an; bei seiner Herstellung hatte man sicher viel Kleister gebraucht.

Diese Reste einer anständigen Ausstattung belebte Murphy durch eine sehr schlichte, zitronengelbe Fliege, die neckisch auf einer aus einem einzigen Stück Zelluloid geschnittenen, saumlosen Kragen-und-Vorhemd-Kombination steckte, welche aus der Zeit des Anzugs stammte und die letzte ihrer Art war. - (mur)