ntipathie
Lassen Sie mich dieses Kapitel mit der arabischen Erklärung beenden,
wieso das Pferd das Kamel haßt,
eine Antipathie, die den Griechen schon in den Tagen Herodots augenfällig
war. Es ist wohlbekannt, daß Allah, entschlossen, dieses noble Tier zu erschaffen,
den Südwind rief und ihm sagte: Ich wünsche aus dir ein neues Wesen zu bilden.
Verdichte dich, indem du deine Flüssigkeit ablegst. Dann nahm der Schöpfer eine
Handvoll dieses Elements, das nun dicht und faßbar war und blies neues Leben
hinein: Das Plerd erschien und wurde angesprochen: Du sollst sein dem Menschen
eine Quelle des Glücks und des Wohlstandes. Er soll auf deinem Rücken zu Ruhm
und Sieg gelangen. Aber der steifhalsige Fremde beschwerte sich umgehend,
daß viel mehr für ihn hätte getan werden können. Daß sein Hals zu kurz sei,
um während der Fortbewegung grasen zu können, daß sein Rücken keinen Buckel
habe, an dem der Sattel geschickt befestigt werden könne, und daß seine kleinen
Hufe tief in den Sand sänken, und noch einige andere Beschwerden dieser Art,
die uns ein wenig an einen gewissen König von Kastilien erinnern. Worauf Allah
wie Jupiter, der einst die schreckliche Drohung aussprach,
all den dümmlichen Gebeten der Menschen zu entsprechen,
das Kamel erschuf. Das Pferd erschauderte beim Anblick dessen, was es hatte
werden wollen, und seit jener Stunde zuckt es stets zusammen, wenn es
seiner eigenen Karikatur begegnet. - Sir Richard Francis Burton,
nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
Antipathie (2)
Antipathie
(3) Alle Drohungen beschränken sich auf Gesten, welche
die Geschlechtsteile betreffen. Ein Nambikwara bringt seine Antipathie dadurch
zum Ausdruck, daß er sein Glied in beide Hände nimmt und es auf den Gegner richtet.
Diese Geste ist das Vorspiel für einen Angriff auf die so bezeichnete Person,
als wolle man Ihm den buruti, das Strohbüschel entreißen, das vorn am
Gürtel befestigt ist und über seinen Geschlechtsteilen hängt. Diese »werden
vom Stroh verdeckt«, und »man kämpft, um das Stroh fortzureißen«. Diese Handlung
ist rein symbolischer Natur, da das männliche Kleidungsstück so schwach und
klein ist, daß es die Organe weder schützt noch verbirgt. Man versucht auch,
der Pfeile und Bogen des Gegners habhaft zu werden und sie beiseite zu schaffen.
Bei alledem ist die Haltung der Eingeborenen äußerst angespannt, so als befänden
sie sich in einem Zustand heftigen und anhaltenden Zorns. Diese Raufereien können
in einen allgemeinen Konflikt ausarten; aber diesmal beruhigten sich die Gemüter
bei Tagesanbruch. Immer noch im selben Zustand offenkundiger Erregung und mit
nicht gerade sanftmütigen Gesten begannen nun die Gegner, sich gegenseitig zu
untersuchen: sie befühlten die Ohrringe, die Armbänder aus Baumwolle, den kleinen
Federschmuck und murmelten schnelle Worte: »Gib . . ., gib . . ., schau . .
., das hier . . . das ist hübsch!«, während der Besitzer protestierte: »Es ist
häßlich . . ., alt . . ., kaputt!« - (
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Antipathie (4)
Doch dies zeigt sich nicht nur im Gebiet des Geruchs und Geschmackes,
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