nstößigkeit Die Mode, der Sport, verschiedene Theorien, die Vereinfachung
der Sitten, die für die wachsende Komplizierung der materiellen Lebensbedingungen
entschädigt, das Nachlassen aller herkömmlichen Hemmungen (und bestimmt auch
der Teufel) haben die ehemalige Strenge des .Nacktheitsstatuts
in auffälliger Weise gemildert. Auf dem von zahllosen Nacktheiten
wimmelnden Badestrand bereitet sich vielleicht ein völlig neues gesellschaftliches
Leben vor. Man duzt sich zwar noch nicht; es gibt noch ein paar äußere Formen,
wie es noch ein paar zur Not verhüllte Bezirke gibt; aber zu hören, wie ein
nackter Herr und eine nackte Dame
einander "mein Herr" und "gnädige Frau" titulieren, ist
schon eher etwas anstößig. - (
deg
)
Anstößigkeit (2) Das in einem selber Anstößige
ist es, was mitzuteilen einen Wert hat. Es enthält die gesellschaftliche Objektivität,
die objektive Widersprüchlichkeit der ganzen Gesellschaft, wie sie jeweils ist
- falls das furchtlos Subjektive sprachlich eingebunden wird in das darin auch
Gelingende und in das Sehnen nach Gelingen für mehr als einen anderen Menschen.
Das allein bleibt die Grundlage für die Gewißheit, daß etwas sich bessert. Alles
sonst ist herzensleere und gedankenfeige Ansichtshuberei. - (
kap
)