nschluß verlieren So aufmerksam man auch auf alles sieht, was geschieht oder geschrieben wird: wenn man lange genug lebt, kommt immer ein Moment, wo man spürt, daß man den Anschluß an seine Zeit verloren hat. Früher war man im Bilde, oder man bildete es sich wenigstens ein. Jetzt stellt man fest, daß auf dem Gebiet, das man doch für das seine halten möchte, viele sicher bemerkenswerte Dinge ohne einen über die Bühne gehen, und manchmal sogar, ohne daß man auch nur das geringste davon verstanden hätte. Und der Schluß daraus, gegen den man immer wieder aufbegehrt, den man aber, wider Willen, eines schönes Tages doch zu ziehen hat: man ist aus dem Text gekommen.
Den Anschluß an seine Zeit verloren haben, das heißt, schon nicht mehr dem
Leben, sondern dem Tod angehören. Wo aber dieser nötige »Anschluß an seine Zeit«
fehlt, müßte man doch wenigstens die sich Bahn brechenden Strömungen aus dem
ff kennen - auch wenn man sie dann ablehnt -, müßte man verstehen, was in einer
Situation, die nicht mehr die eigene ist, in den Köpfen der Nachfolger vor sich
geht (indem man sich an ihre Stelle setzt), müßte man den Wechsel der Mode zu
interpretieren wissen und die Veränderungen in den Sitten, müßte man auszumachen
versuchen, welches beim gegenwärtigen Gang der Ereignisse die großen treibenden
Kräfte sind ... Ein schönes Programm, aber so weitläufig, daß selbst der seiner
Grenzen am wenigsten sich bewußte Soziologe entmutigt die Hände in den Schoß
sinken ließe. - (leiris2)
|
||
|
|