ngestellter Ohne mich um das Morgen zu kümmern, verbringe ich meine Tage in einem hellen, modernen Büro. Ich bestreite den Lebensunterhalt meines Kindes, das unweit von Paris, in einer Villa, die man von der Bahn aus sieht, zusammen mit anderen hübschen Babys heranwächst und zunimmt, wie sich's gehört.
Als die Mutter einen Monat nach dem glücklichen Ereignis ihre Arbeit wiederaufnahm,
mischte sich das Schicksal ein: kränklich noch und ruhebedürftig, ist sie mit
diesem Amerikaner durchgegangen, den die Portiersfrau nicht besonders mochte.
Was soll man tun? Herrjeh! - (
frp
)
Angestellter (2) Der kleine Angestellte,
den ich dort unten zwischen dem einundvierzigsten und zweiundvierzigsten Breitengrad
sehe, wie erträgt er nur das Leben? Ein kleiner Angestellter mit Brille und
steifem Hut (aber ist das heutzutage nicht seltsam?). Gerade hat er mit der
lieben Familie bei Tisch gesessen und beeilt sich nun, ins Büro zu kommen. Gegen
Abend wird er zurückkehren, zu müde, um irgend etwas zu tun oder zu denken.
Er wird sein Abendbrot essen und mit seiner Frau zu Bett gehen; aber nur einmal
in der Woche schläft er mit ihr. Und am nächsten Morgen beginnt alles wieder
von vorne. Er hat nicht einmal genug Geld für einen neuen Anzug; an den Ärmeln
und am Hosenboden ist der Stoff schon glänzend geworden. Sein Atem ist schlecht,
und zwischen den Zähnen hängt ihm immer ein Stückchen Fleisch. Und sonst? Was
gibt es sonst noch in seinem Leben? Nichts. Wie kann man so leben? -
Tommaso Landolfi, Cancroregina. Die Krebskönigin oder Eine seltsame Reise zum
Mond. Zürich 1997
Angestellter (3) Als
ich Angestellter im Modehaus war, hatte ich trotz dem Auge der häßlichen braunen
alten Jungfer Strumpfhalter zu stehlen versucht. Man verfolgte mich auf den
prunkvollen Treppen nicht-wegen des Diebstahls, sondern wegen meiner Faulheit
als Angestellter und wegen meines Hasses auf die grobe Damenwäsche. Steig herunter,
man verfolgt dich. Die Treppen sind in Richtung
Büro weniger schön als in Richtung Straße. Die Treppen sind noch weniger schön
in Richtung Werkstatt als in Richtung Büro. Die Treppen sind noch weniger schön
in Richtung Keller! aber was soll ich über den Sumpf sagen, in dem ich anlangte?
was über das Gelächter? über die Tiere, die ich streifte, und das Flüstern unsichtbarer
Wesen? Dem Wasser macht das Feuer Platz, der Angst die Ohnmacht, als ich zu
mir kam, war ich in den Händen schweigsamer, unsäglicher Chirurgen. -
Max Jacob, Höllenvisionen. Frankfurt
am Main 1985 (zuerst 1924)
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