nblick, unerfreulicher  Terola lag auf dem Rücken auf seiner Couch. In seiner Halsgrube steckte eine Barbierschere. Ein schmutziges Leintuch und eine blutbespritzte rosa Wolldecke waren über die untere Hälfte seines Körpers gebreitet. Die obere Hälfte war mit einem Unterleibchen bekleidet. Auf dem Tisch am Fußende des Schlafsofas war die elektrische Kochplatte noch angedreht, und der Kaffee im Kaffeetopf war bis zum Boden eingekocht. Es hatte den Anschein, als wäre Terola aufgestanden, um den Kaffee heißzumachen, und hätte sich dann noch einmal für ein paar Minuten ins Bett gelegt. Während dieser paar Minuten mußte er Besuch gehabt haben.

Terola schien sich durch ihn nicht bedroht gefühlt zu haben, wer immer dieser Besuch auch gewesen sein mochte. Denn außer dem Blut waren in dem Raum keine Zeichen von Gewaltanwendung, keine Spur eines Kampfes. Nicht einmal Terolas Haare waren zerzaust. Die beiden dünnen Strähnen seiner eisengrauen Haare lagen noch genauso parallel quer über seinem kahlen Schädel wie Eisenbahnschienen. Entweder hatte Terola seinen Besucher gut gekannt und war vollkommen überrascht worden, oder er war im Schlaf erstochen worden.

Der Stoß mit der Schere war tief und tückisch und genau gezielt gewesen. Es war die Waffe einer Frau, eine Schere, doch mußte sie mit der Kraft einer Männerhand geführt worden sein.

Terola war schon im Leben kein sehr erfreulicher Anblick gewesen, im Tode sah er geradezu grauenhaft aus. Die Augen standen wie Glaskugeln hervor, der wulstige Mund hing schlaff herunter, die Zunge war dick und von einem fahlgrauen Rosa und wölbte sich gegen seine vom Rauchen schwarz gewordenen Zähne.  - Margaret Millar, Liebe Mutter, es geht mir gut ....  Zürich 1975 (zuerst 1955)

 

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