nalrohr  Da gibt es ein Tier, das so ungemein kurios ist, daß es den lateinischen Namen Hallucigenia trägt. Simon Conway Morris hat diesen Namen wegen der «bizarren und traumartigen Erscheinung des Tieres» geprägt. (Simon erzählte mir einmal, daß das Tier ihn an etwas erinnere, das er auf einem Trip gesehen habe - und er meinte damit bestimmt keinen Trip nach Boston.) Hallucigenia (aus der Burgess Shale) hat einen länglichen Körper von fast 2,5 cm Länge, der auf sieben Paar Stacheln ruht, die ganz und gar nicht an die Beine irgendeines bekannten Organismus erinnern. Es hat einen knollenförmigen Kopf und dahinter eine Reihe von an der Spitze gegabelten Tentakeln, die auf dem Rücken entlanglaufen. Hinter den Tentakeln liegt eine kleinere büschelartige Ansammlung von Auswüchsen, die an die Stacheln auf dem Schwanz eines Stegosaurus erinnern. Ein Analrohr entspringt oberhalb des Hinterendes. Es ist das seltsamste Ding, das ich je in meinem Leben gesehen habe.

Simon Conway Morris' Rekonstruktion von Hallucigenia sparsa. Man beachte die unteren sieben Paare von Stacheln (mit S bezeichnet), den knollenförmigen «Kopf» (vorn bezeichnet mit Hd), die einzelne Reihe gegabelter Tentakeln auf dem Rücken (bezeichnet mit Tt), die bündelförmige Ansammlung von Auswüchsen am Hinterende (bezeichnet mit St.Tt.) und das aufrechtstehende «Analrohr» (bezeichnet mit An).

 - Stephen Jay Gould, Das Lächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989