mt
Amt, teuflisches Angeregt von der Kosmologie
des Neuplatonismus (Iamblichos, Proklos) sowie christlichen Gliederungen
der himmlischen Zwischenwesen (Dionysios Areopagita), stellte die gelehrte
Magie des Mittelalters eine Rangordnung der Unterwelt
auf. Die Positionen der einzelnen Teufel und Dämonen
wurden mit bestimmten Wirkungsfeldern verbunden, die Hartlieb Ämter
nennt. Diese Bezeichnung erscheint auch in einem noch nicht datierten Buch vom
ampt und beruff der Teuffel, das von Johannes Wierus, dem Leibarzt
Herzogs Wilhelm IV. von Jülich, Kleve und Berg, veröffentlicht wurde. Auch Johannes
Trithemius zitiert im Antipatus maleficiorum einen Liber officiorum.
Die Zahl der höllischen Fürsten und ihrer Vasallen
schwankte; auch hier ist eine Viererordnung (z. B. bei Agrippa
von Nettesheim) wahrscheinlich die ältere, eine Siebenerordnung
(z. B. bei Reuchlin) die jüngere. - Glossar zu (
hart
)
Amt (2) Ich werde niemand sein. Ich
werde kein Hutträger sein. Kein Aktentaschenträger.
Nichts von alledem. Nie Bescheid wissen. Nie zu einem Amt gehen. Immer geht
mein Vater zu einem Amt. Was ist ein Amt? Ein Amt. Ein Hochamt. Es muss etwas
anderes sein. Unten sind Marmorsäulen in der Halle. Es gibt eine Decke, auf
der kann man Menschen sehen, die vor einem König stehen und ihm eine Schriftrolle
entgegenstrecken. So fing es einmal an mit der Demokratie. Ja, sagte der König
und nahm die Schriftrolle und dankte ab. Er war ein guter König, weil er abdankte.
Deshalb haben wir ihm viel zu verdanken. Wir haben ihm die Demokratie zu verdanken.
Jetzt müssen wir uns ihrer-würdig erweisen. Wir müssen sehen, dass wir etwas
mit unserer Freiheit anfangen, so wie ich etwas mit meiner Freiheit anfangen
muss, weil ich sonst das Taschengeld gestrichen bekomme und auf mein Zimmer
muss und Tonbandverbot kriege und nicht raus darf. Und deshalb muss man auf
ein Amt, damit man daran erinnert wird, an die Ursprünge, an das, was jetzt
auch die Oberstufler eingeholt hat und uns alle einholt, weil wir sonst nur
alles verpassen, den Sommer und alle übrigen Jahre. Alles verpassen wir, wenn
wir nicht regelmäßig auf ein Amt gehen. Und einen guten Anzug anziehen. Wie
wenn wir zum Arzt gehen, schon morgens den Boiler anmachen und uns in der Badewanne
gründlich waschen. Und dann geht es die Treppe hoch, immer irn Kreis, bis sich
das Bild an der Decke vom König und dem Volk und der Schriftrolle vor den Augen
dreht. Und oben dann durch die Glastür, wo man nicht genau weiß, welche Glastür,
weil der Pförtner unten nur gesagt hat, oben dann links, das sehen Sie schon,
aber wo genau links, weil es da mehrere Eingänge gibt und Nummern an den Türen,
die alle gleich sind, immer gleich, keine Unterschiede, Namensschilder an den
Türen, die alle gleich sind. Auf dem Amt kann man sich nur verlaufen, kann man
nur alles falsch machen, kann man nur enttäuscht wiederkommen, weil man irgendein
Dokument vergessen hat. Irgendein Dokument fehlt immer auf dem Amt, wo mein
Vater hingeht mit Hut und Aktentasche, während wir zu Hause sitzen und warten.
Meine Mutter einschläft im Rollstuhl. Mein Bruder einschläft zwischen seinen
Spielsachen. Die Frau von der Caritas einschläft über dem Rechnungsbuch. Nur
ich kann nicht schlafen. Ich sitze auf dem Hocker in der Küche und schaue in
die Mittagssonne, die nur hier scheint, nicht vor dem Amt, wo es nur regnet.
- (raf)
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