lmosen
Ich weiß bestimmt, daß in Poitiers damals die Frau eines Advokaten lebte,
genannt die schöne Gotterelle, die ich selbst gesehen habe; sie gehörte zu den
schönsten und begehrtesten Frauen, die damals in der Stadt waren, und hatte
die süßeste Anmut und Gestalt; ein jeder warf daher seine Augen und sein Herz
auf sie. Nach der Predigt ging sie durch die Hände von zwölf Schülern hintereinander,
sowohl am Konsistorium wie unter einem Schutzdach, ja ich hörte sogar, unter
einer Brustlehne des Altmarkts, ohne daß sie auch nur einmal zankte oder sich
sonst weigerte; sie verlangte bloß den Predigtspruch und nahm einen nach dem
andern freundlich auf als ihre wahren Brüder in Christo. Sie setzte diese Almosenspenden
lange Zeit fort, wollte sie aber niemals betrüglicherweise einem Papisten gewähren.
Nichtsdestoweniger gelang es mehreren Papisten, die sich von ihren hugenottischen
Freunden den Spruch und die Redeweise liehen, sie zu besitzen. Andere gingen
absichtlich zur Predigt, stellten sich reformiert, um ihn zu erfahren und die
schöne Frau zu genießen. Ich war damals als junger Student in Poitiers, als
verschiedene gute Freunde von mir, die ihr Teil genossen hatten, es mir sagten
und beschworen; auch ging das Gerücht in der Stadt. Ist das nicht eine lustige
Nächstenliebe und eine Gewissenhaftigkeit von der
Frau, die Auswahl unter ihren Religionsangehörigen zu treffen? -
(
brant
)