Affengespräch  Von einem Affen und einer Kokosnuß   Ich saß stundenlang unter seinem Baum und rief ihm zu und sprach mit ihm, aber er war so voll Eigensinn, daß er nicht einmal bemerkte, daß ich ihm etwas schenken wollte. Er sah auf mich herab und glotzte mit seinen runden Augen in meine Menschenaugen. Ich schaute ihn innig und freundschaftlich an und sagte mit meinem stummen Blick: »Du Affe, es handelt sich nur um eine Kokosnuß. Ich hab' sie dir geöffnet, hol' sie dir von der Erde!« Er sah die Nuß und sah sie nicht. Er putzte seine Ellenbogen und war ganz und gar mit sich beschäftigt und dachte sich, die Kokosnuß gehört zu meinem Reich. Es eilte ihm gar nicht, herabzusteigen, es währte Stunden, bis er daran dachte. Die Erde wurde zum hohlen Gefäß ihm, da ein Mensch sie ihm darreichte. Ich blieb unter dem Baume und wartete. Die Nacht kam; ich schlief und träumte von einem Tier, das klettern, fliegen und springen konnte.

Da war die Nacht vorbei. Der Morgen kam grau und kühl und der Affe glich dem Morgen um ein Haar in seiner Lebensruhe.
Ich lag auf der Erde und schaute der Sonne zu, wie sie die Erde verschlang. Die Vögel schrien schon lange. Nur mein Affe schlief noch.
Die weiße, geöffnete Kokosnuß lag verlockend da für ein so durstiges Leben, wie ein Affe ist. Aber er schlief noch und schlief in den hellen Morgen.

Vielleicht wartet er nur. Ich hatte so viel Geduld, daß ich mir groß vorkam - wie ein Herrscher über diese Urwaldeinsamkeit. Es kroch und flog und huschte. In einem nahen Flusse sang es Namen, Endlose Namen von Menschen und Tieren und doch dürstete es mich viel mehr mit diesem Wesen Affe in Freundschaft und Einigkeit zu treten, als diesen Tag in Ruhe und Unabhängigkeit zu leben.
Da hielt mich eine Hand und noch eine, zwei haarige Arme. Eine Schnauze schnupperte an meinem Kopfe.
Ich wehrte mich. Der Affe griff mich fester. Er wollte mich emporziehen auf seinen Baum. Er sprang herab und drückte mich an sich. Er schrie und wütete und biß mich. Als er aber sah, daß er vergebens hoffte, mich auf den Baum hinaufzuziehen, besann er sich und lief auf vier Füßen in den Urwald hinein.   - Regina Ullmann, nach (arc)

Affe Tiergespraech


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