ergernis
Vor den Türen beteten Talmudstudenten, wobei sie übertriebene
Bücklinge machten. Zwei Rabbiner kommentierten einen Bibelvers. Der Jüngere
mit schriller Stimme, während der Ältere, seine Ärmel hochkrempelnd, aus Höflichkeit
zustimmte und auf seine Stunde des dialektischen Sieges wartete. Um Ärgernis
zu erregen, rief Eisenbeißer, daß Gott so wenig existiere, daß er sich für
ihn schäme. Die Talmudisten hielten sich die Ohren zu, und die vier Freunde
Eisenbeißers schimpften ihn aus. Doch der Gottlose lachte höhnisch, rieb sich
die Hände und behauptete, er sei ein Bösewicht. (Er glaubte oft an Gott, doch
er liebte es, als moderner Geist zu gelten.)
»Eine schöne nackte Frau!«
rief er plötzlich aus reiner Bosheit dem frömmsten
der Studenten des Gesetzes zu, einem bleichen jungen Mann mit umränderten Augen,
der sich sogleich vorstellte, wie abstoßend diese schamlose
Dame sein würde, wenn man sie lebendig häutete.
- (
eisen
)
Ärgernis (2) Es kann sein , daß
jemand eine Sünde begeht u. voraussieht, daß er dadurch einem anderen Anstoß
gibt, ebenfalls zu sündigen. Ein solches Verhalten ist abzulehnen, selbst wenn
der Ä.gebende die Sünde des Ä.nehmenden nicht will (indirektes Ä.; dem Dieb
kann es etwa unangenehm sein, daß er durch sein Beispiel einen anderen zum Stehlen
bewegt u. dadurch die eigenen Aussichten schmälert); die Sünde, durch die Ä.
gegeben wird, ist ja selbst abzulehnen. Verwerflicher handelt der Ä.gebende,
wenn er beabsichtigt, durch das Beispiel seiner Sünde einen anderen zur Sünde
zu bewegen (direktes Ä., nahe der Verführung). Jesus läßt erkennen, daß solches
Ä. sehr schwer wiegen kann: "Wer aber einem von diesen Kleinen, die an
mich glauben, Ä. gibt, dem wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein
an den Hals gehängt u. er in die Tiefe des Meeres versenkt würde. Wehe der Welt
wegen der Ä.se! Es müssen ja Ä.se kommen, aber wehe dem Menschen, durch den
das Ä. kommt". -
Morallexikon
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