doption  Sonderbar ists wenigstens, daß doch meistens das, was der Autor stahl, weit besser war als was er selbst machte und es komt nur auf eine algemeine Einführung des Plagiats an, ob in unsern Schriften des Guten mehr als des schlechten sein sol; so Machiavel, daß die erbfolgenden Kaiser schlecht, die adoptirten gut waren.   - (idg)

Adoption (2) Am Morgen erschien ein Mann bei ihm, den er vorher noch nie gesehen hatte. Den ganzen Körper hatte dieser sich rot bemalt. Der Fremde redete den einsamen Wächter an: »Mein Sohn, ich habe dich lange erwartet. Wenn du mir folgen willst, so will ich dich mächtig und berühmt machen, denn ich verfüge über große Zauberkraft. Zum Zeichen, daß du fortan mir gehörst, sollst du mir deine Zunge geben.«

Der junge Mann, der sich über solche Rede nicht wenig wunderte, nahm aber dennoch seine Zunge und reichte sie dem Fremden. Wohl war er erstaunt, wie leicht die Zunge aus seinem Munde gekommen war, aber kaum hatte er sich noch einmal nach der seltsamen Erscheinung umgesehen, da legte er sich nieder und starb.

Am Abend, als es dunkel geworden war, wachte er wieder auf und sah einen Mann vor sich stehen, der ganz in eine weiße Büffelhaut gekleidet war, die wie ein großer Umhang seine Gestalt verhüllte. »Ohne-Zunge«, redete dieser ihn an, »wach auf, denn du sollst nicht sterben. Du hast deine Zunge verschenkt an einen, der dir den Tod gewünscht hat, aber ich will, daß du lebst und von nun an mir gehörst. Ich weiß, wer deine Zunge hat; es ist der Mann Sonne. Ich aber bin der Mond und will, daß du mein Sohn wirst.«

Ohne-Zunge war zu erstaunt, um sich zurechtzufinden, dann aber stand er auf, sah den Mann an, der dort im bleichen Licht vor ihm stand, und versuchte zu sprechen. Aber da erinnerte er sich plötzlich daran, daß er ja seine Zunge fortgegeben hatte! Der Mond aber sagte: »Rede, auch wenn du keine Zunge hast! Denn obwohl dein Name von nun an Ohne-Zunge sein wird, sollst du doch sprechen können wie andere Menschen auch.«  - Nordamerikanische Indianermärchen. Hg. Gustav A. Konitzky. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Adoption (3)  Die älteren Damen halfen sich mit etwas Kunst und Schmeicheley. Sie frugen gemeiniglich wie wir hießen, nahmen uns an Kindesstatt an, und machten uns mit ihren Verwandten bekannt, die auf diese Weise auch die unsrigen wurden. Nach andern kleinen Schmeicheleyen kam denn im bittenden Ton, mit liebäugelnden Minen, ein: Aima poe ihti no te tayo met-tua? heraus, welches so viel ist, als: »Ist denn kein Coralchen für das liebe Mütterchen da?« Das hieß nun unsre kindliche Liebe mit ins Spiel ziehen, und wenn das geschähe, so hatten die guten Alten fast allemal gewonnen. Eine solche Einkleidung ihres Anliegens mußte uns nemlich von dem National-Character dieses Volks ungemein vorteilhafte Begriffe machen, denn gute Gesinnungen von andern zu erwarten, wenn man sie selbst nicht hat, ist eine Verfeinerung der Sitten, die blos ganz civilisirten Völkern eigen ist.  - (for)
 
 

Familie Nachfolger 

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme