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Die Adligen von heute sind nur noch die Gespenster ihrer Vorfahren.
- Rivarol, nach (
riv
)
Adel
(2) Die Kanalinseln haben wie England eine Art Hierarchie.
Es gibt dort Kasten, die ihre eigenen Ansichten haben und sich dadurch behaupten.
Diese Kastenansichten sind überall dieselben, in Indien ebensogut wie in Deutschland.
Adel erwirbt man durch das Schwert und verliert man durch Arbeit; jnan bewahrt
ihn durch Müßiggang. Nichts tun heißt auf adelige Weise leben/ wer nicht arbeitet,
wird geehrt. Einen Beruf ausüben ist erniedrigend. In Frankreich bildeten früher
nur die Glasfabrikanten eine Ausnahme. Flaschenleeren war gewissermaßen der
Ruhm eines Edelmanns, und Flaschenmachen entehrte ihn keineswegs. - Victor Hugo, Die Arbeiter des Meeres, Leipzig
1954 (zuerst 1866)
Adel (3) Wir vom Adel teilen nicht das gemeine Vorurteil, daß die Gewalttat in jedem Falle Abscheu und Entsetzen erregen müsse. Wir wissen zu gut, daß der Mord und die gräßlichsten Racheakte nicht Sache der Mittelmäßigkeit sind, die uns verächtlicher scheint als die ärgste Untat.
Die Schwester der beiden Momirons war mit dem Beschließer des Armenhauses in Marseiile verheiratet. Ich ging sie besuchen. Sehr brave Leute alle beide, ein Herz und eine Seele, wie man es nur ist, wenn einen ein öffentliches Unglück betroffen hat. Ich wollte schon aufbrechen, da überkam mich ein Schauder, als sie mir die Stelle zeigte, wo sie und ihr Mann sich allabendlich nebeneinander auf die Knie warfen und darum beteten, Madame Lebret möge von der Hand eines ihrer Schützlinge ermordet umkommen.
«Das ist alles, was uns an Religion geblieben ist», schloß sie. - Marcel Jouhandeau, Deraland. In: M. J., Chaminadour. Reinbek bei Hamburg 1964
Adel
(4) Das eigentliche Prinzip des Adels, das, was er seinem
Wesen nach ist, liegt in der Weigerung, die Degradierung und Erniedrigung zu
erleiden, die der unvermeidliche Effekt von Arbeit wäre. -
Georges Bataille, Gilles de Rais. Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1975 (zuerst
1965)
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