chselzucken
Guillotine :
Maschine, die Franzosen mit
gutem Grund die Achseln zucken läßt. In seinem
bedeutenden Werk über Divergierende Tendenzen rassischer Evolution leitet
der treffliche Professor Brülfogel aus der weiten Verbreitung dieser Bewegung
- des Achselzuckens - unter Franzosen ab, daß diese von Schildkröten abstammen,
und daß die genannte Bewegung lediglich einen Atavismus darstellt, zurückzuführen
auf die Gewohnheit, den Kopf in den Panzer zurückzuziehen. Nur widerstrebend
stimme ich dieser herausragenden Autorität nicht zu, doch ist meiner Meinung
nach (wie von mir eingehend dargestellt und begründet in meinem Werk Erbliche
Emotionen, lib.II, cap. XI) das Achselzucken
keine ausreichende Grundlage zur Errichtung einer derart weitreichenden
Theorie, denn diese Bewegung war vor der Revolution
unbekannt. Ich habe keinen Zweifel daran, daß das Achselzucken unmittelbar
auf den von der Guillotine ausgehenden Schrecken während der Glanzzeit
ihrer Aktivität zurückzuführen ist. -
(bi)
Achselzucken (2) Er bewunderte
Güte, ließ sich aber auch durch Bosheit
nicht aus der Fassung bringen. Manche Leute hielten ihn für herzlos, weil er
sich für die meisten Menschen nur unverbindlich interessierte und sogar bei
den wenigen, denen er enger verbunden war, alle Vorzüge und Schwächen mit gleicher
Klarheit sah. Wenn er jemanden gern hatte, so bedeutete das nicht, daß er blind
gegen dessen Fehler gewesen wäre, sondern daß ihm die Fehler nichts ausmachten;
er akzeptierte sie mit einem Achselzucken. Ebensowenig schrieb er seinen
Freunden hervorragende Tugenden zu, die sie nicht besaßen; da er sie so nüchtern
und sachlich beurteilen konnte, enttäuschten sie ihn nie, und nur selten ging
eine Freundschaft von ihm aus in die Brüche. Er verlangte von niemandem mehr,
als er selbst zu geben bereit war. - W. Somerset Maugham, Der Verräter. In: W.S.M., Ashenden oder Der britische Geheimagent. Zürich 1976
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