btreibung  »Teddy, es tut mir leid.«

»Ach, ist schon gut. Ich glaube, es ist nicht deine Schuld.« Aber sein Ton gab zu verstehen, daß es doch ihre Schuld war.

Ivy begann zu weinen.

Wie immer reizten ihn ihre Tränen, die er noch vor wenigen Minuten hatte dulden wollen, so sehr, daß er sich kaum beherrschen konnte. Das war eine ernste Angelegenheit. Das mußte durchgesprochen werden. Es ist unmöglich, vorwärtszukommen, wenn einer der Gesprächspartner sein Gesicht dauernd in den Händen versteckt und hineinschluchzt.

»Ivy! Hör um Himmels willen mit deiner verdammten Heulerei auf. Wie zum Teufel können wir denn sprechen, wenn du nicht ruhig bleibst?«

Sie machte eine offensichtliche Anstrengung, sich zusammenzureißen, trocknete sich die Augen und schneuzte ihre gerötete Nase. Weinen verdarb ihr Aussehen vollkommen, aber sie hatte nie gelernt, sich zu beherrschen. Langsam erstarben ihre Schluchzer.

»Ich glaube es nicht. Es ist reine Einbildung.«

Ivy starrte schmollend durch die Windschutzscheibe vor sich hin. »Ja, das sagt sich so leicht, nicht wahr?« Er erkannte ihre Stimme kaum. Das war plötzlich eine neue Ivy, eine Ivy, der er nie zuvor begegnet war. Erst war sie hilflos gewesen, hatte sich angeklammert. Nun war sie blitzartig ein hartnäckiges Stück zähen Gummis.

»Nun . . . Woher weißt du es?«

»Wie alle, natürlich.«

Er sah sie von der Seite an. »Wenn du wirklich . . .« Plötzlich kam er zu einem Entschluß. »Schon gut, Ivy. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es ist ganz einfach. Ich operiere dich.«

Sie schrak auf. »Eine . . .? Aber . . . Ärzte dürfen das doch nicht.«

»Wirklich, mein liebes Mädel?« Er lachte hart. »Manchmal bleibt Ärzten keine Wahl.«

»Du könntest mich töten. Es ist gefährlich.«

»Nicht, wenn ein Fachmann es macht. Sei nicht ein so kleiner Narr.« Er begann wütend zu werden. »Wenn ich es mache, besteht überhaupt keine Gefahr. Glaubst du, ich würde es vorschlagen, wenn es gefährlich wäre? Benütz doch deinen Verstand.«

»Es ist dir ganz gleich, was aus mir wird.«

Er zuckte die Achseln und beherrschte seinen steigenden Ärger. Schließlich, das mußte ja nicht sofort sein. Und sie mußte einverstanden sein. Aber wenn sie Schwierigkeiten machte . . . Mein Gott, welch scheußliche Lage!

Er erinnerte sich der Eingebung, die er auf der Steinplatte am Höhleneingang gehabt hatte. Sie schien nicht mehr so schrecklich. Schrecklich? Sie war wunderbar einfach. Und nachher konnte es keine Fragen geben. Es würde ganz klar sein, daß sie die Felswand hinaufgeklettert war und den Halt verloren hatte. Welch eine Lösung wäre das gewesen. Er bedauerte fast, daß er nicht den Mut dazu gehabt hatte. Mut - das war alles, was er brauchte. - Francis Iles, Vorsätzlich. München o. J. (Goldmann 3059, zuerst 1931)

 

Liebschaft Geburt Schwangerschaft

 

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