bstechen  Der Alte griff dem Gefangenen unter die Achseln, zog ihn in die Höhe und klemmte ihn zwischen seinen Knien fest, wie es der Geflügelhändler mit den Enten macht; das gezückte Messer in der Hand, strich er ihm dann das Haar zurecht und faßte ihn unters Kinn, drückte prüfend den Hals und begann ohne weitere Umstände, ihm die Kehle durchzuschneiden. Das Blut quoll mit Wucht hervor, spritzte zuerst in weitem Bogen (einer der Zuschauer wich zurück, um nichts davon abzubekommen), beruhigte sich dann und floß in reichlichen Stößen; es strömte aus der Wunde, die immer tiefer wurde. Das Blut färbte die Knie des Alten, sein Schuhwerk und die Handgelenke und lief in Streifen über seinen behaarten Vorderarm. Während dieser Zeit starrte das Opfer, ohne einen Laut von sich zu geben, mit leicht geweiteten Augen Giovancarlo an; unfähig, sich zu regen, löste dieser die seinen keinen Augenblick von denen des noblen Freundes. Dennoch ertrug er den starren Blick auf die Dauer nicht: Warum schaut er bei der Abrechnung gerade mich so an? tobte es in ihm, und Wut stieg neben dem Entsetzen ihm hoch. Das Messer knirschte unheimlich, als es zu den Wirbeln kam; schließlich löste sich der Kopf vom Oberkörper und rollte auf die Erde. Von dort aus starrten ihn die Augen weiter an, bis sie sich, als empfänden sie Mitleid mit seinem Entsetzen, langsam schlossen.

»So, das wäre erledigt«, sagte Vincenzo di Squarcia und rieb sich die Hände trocken. »Sieh«, erklärte er, wobei er den jungen Mann grinsend anschaute, »die ganze Kunst liegt darin, den richtigen Punkt zwischen zwei Knöchelchen zu treffen, sonst würde es mit dem Messer nie klappen und der Kopf sich nie vom Leib trennen lassen.«   - Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)

 

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