bsacker
Kaum betrat ich das baskische Restaurant, in das ich Aurélie zum Abendessen
eingeladen hatte, begriff ich, dass ein trostloser Abend vor mir lag. Trotz
der beiden Flaschen weißen Irouléguys, den ich mehr oder weniger allein trank,
hatte ich zunehmend unüberwindbare Schwierigkeiten, ein warmherziges Gespräch
auf anständigem Niveau zu fuhren. Ohne dass ich es mir recht erklären konnte,
erschien es mir als taktlos und ganz unmöglich, in gemeinsamen Erinnerungen
zu schwelgen. Und was die Gegenwart betraf, so lag auf der Hand, dass Aurélie
es keineswegs geschafft hatte, eine eheliche Beziehung aufzubauen, dass die
Gelegenheitsabenteuer sie zunehmend ekelten, dass ihr Gefühlsleben kurz gesagt
auf ein unumkehrbares und vollkommenes Desaster zusteuerte. Dabei hatte sie
es mindestens ein Mal versucht, wie ich an verschiedenen Anzeichen erkennen
konnte, und sie hatte sich von ihrem Scheitern nicht erholt. So bissig und verbittert,
wie sie von ihren männlichen Kollegen sprach (mangels anderer Themen waren wir
auf ihren Job zu sprechen gekommen - sie war verantwortlich für die Kommunikation
beim Verband der Bordeaux-Weine, weswegen sie viel reiste, vor allem durch Asien,
um die französischen Lagen zu bewerben), war es offensichtlich, dass sie ganz
schön was eingesteckt hatte. Ich war überrascht, als sie mich trotzdem zu einem
»Absacker« einlud, kurz bevor wir aus dem Taxi stiegen. Die ist wirklich fertig,
sagte ich mir, und schon als die Türen des Fahrstuhls sich hinter uns schlössen,
wusste ich, dass nichts geschehen würde, ich hatte nicht einmal Lust, sie nackt
zu sehen. - Michel Houellebecq, Die Unterwerfung. Köln 2015
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