breibung   »Also los, Kinder, tummelt euch! Schafft Herz und Leber des Öchsleins zur Stelle und bereitet uns drei Teller kräftiger bittersaurer Ernüchterungssuppe!« trieb Kurzbeintiger seine Leute an. Einer aus der Bande schleppte ein gefülltes großes kupfernes Wasserbecken herbei und setzte es am Marterpfahl vor dem Gefangenen nieder. Ein anderer nahm mit aufgekrempelten Ärmeln, ein blankes Schlachtmesser in der Rechten, vor ihm Aufstellung. Der erste riß dem Gefangenen den Rock auf und bespülte ihm die Herzgegend mit kaltem Wasser. Man nimmt diese kalte Abreibung vor, um das warme Blut, das in Fülle um das Herz herum flutet, vor dem Einschnitt abzustauen und in andere Körpergegenden abzulenken, so daß beim Herausholen der besondere herbe Geschmack von Herz und Leber gewahrt bleibt und nicht infolge Durchtränkung mit süßlichem Blut verliert und fade wird. - (raub)

Abreibung (2)  Wenn sie nur ein Tor mehr schossen als gewöhnlich, wurden unsere Rangen wild wie Raubtiere... Sie hielten sich für verraten... sie suchten nach einem Sündenbock... Am Abend fand das Gericht statt, nach dem Gebet, wenn der Alte die Tür zugemacht hatte... Fünf Minuten wurde krakeelt... Jonkind war schuld... Er erhielt seine Abreibung... Das war denkwürdig ... Man hob sein Gitter herunter, er wurde aus der Klappe geschmissen ... Man warf ihn auf den Boden wie eine Krabbe, zu zehnt hauten sie auf ihn los, mit den Gürteln... ja mit den Schnallen... Wenn er zu laut schrie, warf man einen Strohsack über ihn, man trat ihn mit Füßen, man trampelte auf ihm herum... Dann kam sein... dran, bis zum letzten Tropfen, er sollte wissen, was sich gehört...

Am Tag darauf konnte er sich nicht auf den Beinen halten...  - (tod)

Abreibung (3)

Abreibung (4)

Abreibung (5)   Der Musiker Meyn wußte Geschichten über den Gemüsehändler, trompetete die durchs ganze Quartier, und eine dieser Trompetergeschichten besagte: An jedem Sonntag während der strengsten Wintermonate badete der Greff in Begleitung mehrer Knaben. Doch selbst Meyn behauptete nicht, daß der Gemüsehändler die Knaben gezwungen habe, gleich ihm nackt in das Eisloch zu springen. Er soll schon zufrieden gewesen sein, wenn die als Halbnackedeis oder Fastnackedeis sehnig und zäh auf dem Eis rumtollten und sich gegenseitig mit Schnee abrieben. Ja, soviel Freude machten die Knaben im Schnee dem Greff, daß er vor oder nach seinem Bad oftmals mittollte, mithalf, den einen oder anderen Knaben abzureiben, auch der ganzen Horde erlaubte, ihn abzureiben; so will der Musiker Meyn von der Glettkauer Strandpromenade aus trotz des Küstennebels gesehen haben, wie der schrecklich nackte, singende, schreiende Greff zwei seiner nackten Zöglinge an sich riß, hob und nackt mit nackt beladen, ein schreiend entfesseltes Dreigespann über die dichte Eisdecke der Ostsee tobte.  - Günter Grass, Die Blechtrommel. Frankfurt am Main 1965 (zuerst 1958)

 

Reibung

 

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