Abort   Ihre Aborte stehen grundsätzlich an der zugigsten Stelle der Höfe. In einem davon hockt seit Jahren, habe ich soeben erfahren: sich selbst zur schlimmsten Anschauung geworden, total verschmutzt, ein einziger rettender Blätterhaufen, ein einziger Abfall, eine Bäuerin, und zwar als Lebensbuße. Ihren Mann hat sie vor Jahren mit einem Messer erstochen. Alles Folgende nahm sie als Folge auf sich. Jedem das Seine. Sie nahm eine Existenz, von der sie halbtot geschlagen worden war, und dafür gibt es nur eins: marsch ins kalte Laub! Nur (ungerecht für Unbeteiligte), wer benutzt nun den Abort des Nachts wer wagt es neben diesem Laubhügel. Neben einer römisch katholischen Büßerin sich kräftig zu erleichtern? Krank glänzen ihre Augen im Dunkel. Ihr Mann zog ein kurzes Lebenslos, er hätte es vorgezogen, seine Frau zuvor noch ins Grab beißen zu lassen. Falsch gedacht, falsch gemacht. Die Bäuerin hat keinen so leichten Gang mehr wie früher. Ihr Gebiß ist meist bloßgelegt, wie beim Schäferhund. Sie ist fast nach außen umgestülpt. Aber noch nicht Erde. Ein Luder ist sie. Oder? So geht es zu. Einige gehen fort.  - Elfriede Jelinek, Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr. Reinbek bei Hamburg 1993
 

Abtritt

 

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