bfallbild Die
Sommerwochen zer splittert, von drückenden, schwülen Tagen zugedeckt,
und ein dreckiger Herbst .Und dann ist da die Apathie , diese Ausdünstung
der Körper , zäh und trüb, die sich pelzig um die
Körper legte. Also das ist das freie Land
Westdeutschland, das große Arbeitslager lebender
Gespenster , kolonialisiert auf die amerikanische Art,fantomhaftes
Leben. Eines Nachmittags sah ich in Köln
eine graue, herunter gekommener Jugendlicher mitten im dichtesten
Verkehr auf einer Verkehrsinsel neben einer Ampel hocken, ...
Ratten,die sich kraank aus einem Kanalloch ans Tageslicht geschleppt
hatten?/ Es war ein lebendiges Abfallbild. Hinter dem Erschrecken
steckte ein Grauen. Die jugendlichen Gespenster
dort, an der Ampel strömten etwas absolut Erloschenes,
Ödes aus und ich dachte, daß zu dem Bild nur noch müßige Spaziergänger
fehlten, wie man sie in den Parkanlagen derStaft überall antreffen
konnte, die diesen Gespenstern verschimmelte Brocken Brot zuwarfen.
Das Grauen hinter dem ersten Erschrecken betraf die unverholene
Häßlichkeit,die sich zur Schau stellte.
Und das gräßliche, an dem lautlosen Grauen, das um diese Szene hing, war,
daß die unablässig vorüberströmenden Passanten
so häßlich waren wie die dort hockenden, zerlumpten jugendlichen
Bettlergestalten. Es schien kein Entkommen
zu geben. -
Rolf Dieter Brinkmann, Erkundungen
für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand: Reise Zeit Magazin
(Tagebuch). Reinbek bei Hamburg 1987
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